Sperrmüll an einem Gehweg, ein Auto fährt vorbei.
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Unsachgemäß entsorgter Sperrmüll wird in Städten immer mehr zum Problem.

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Straßenmüll: Was gegen Abfallberge helfen kann

Möbel, Elektrogeräte, Verpackungen – auch in Bayern gibt es Orte, an denen immer wieder Sperrmüll herumliegt. Warum ist das so? "Dein Argument" hat sich mit Rückmeldungen aus der Community beschäftigt, wonach auch Entsorgungsmöglichkeiten fehlen.

💬 Mitdiskutieren lohnt sich: Dieser Beitrag ist aufgrund von Anregungen aus der BR24-Community entstanden. Im Rahmen des Formats "Dein Argument"  suchen wir in den Kommentarspalten nach zusätzlichen Argumenten, um sie in unsere Berichterstattung aufzunehmen. 💬

Straßenmüll, also unsachgemäß entsorgter Abfall, wird in bayerischen Städten wie München oder Nürnberg immer mehr zum Problem. Nürnberg hat nun nicht nur eine Plakatkampagne gestartet, sondern prüft auch den Einsatz von "Mülldetektiven" und Kameras, um die unsachgemäße Entsorgung zu unterbinden.

In den Kommentaren zu diesem Thema äußerten BR24-User mehrfach, dass sie ein großes Problem darin sehen, dass man den eigenen Sperrmüll nur schwer entsorgen könne. Als Hauptproblem wurden hier die Öffnungszeiten und die Auslastung der vorgesehenen Wertstoffhöfe und der Sperrmüllabholung ausgemacht.

Das "Kernproblem" der Abfallwirtschaft

Ein generelles Bild der Lage zu zeichnen, ist fast unmöglich. Denn in Deutschland sind die Landkreise und kreisfreien Städte für die Abfallentsorgung verantwortlich. Mario Mocker, der an der Fakultät Maschinenbau/Umwelttechnik der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden zur Abfallwirtschaft forscht, stellt im Gespräch mit BR24 klar: Konkret sind mehr als 400 öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger (örE) bundesweit zuständig. Und diese können sich untereinander in Regelungen und Preisgestaltungen unterscheiden.

Der Wissenschaftler spricht hier vom "Kernproblem" der Abfallwirtschaft in Deutschland. Eine zentrale Plattform für Informationen, wie und wo Bürger eine sachgemäße Entsorgung vornehmen können, wäre aus seiner Sicht sehr hilfreich.

Lobende Worte findet er für den Abfallratgeber des bayerischen Umweltministeriums (externer Link), mit dem man sich online über die Lage am eigenen Wohnort informieren kann.

Lange Warteschlangen vor Wertstoffhöfen

Ein Beispiel zur Situation: In der Stadt Nürnberg gibt es sechs Wertstoffhöfe der Abfallwirtschaft Stadt Nürnberg (ASN), die den Bürgern der Stadt zur Verfügung stehen, um dort ihren Sperrmüll entsorgen zu können. Die Öffnungszeiten der Höfe sind alle gleich. Unter der Woche kann man dort bis 18 Uhr laut ASN circa 40 verschiedene Abfallfraktionen entsorgen, am Samstag bis 15 Uhr. Aus Sicht von Experte Mocker wären längere Öffnungszeiten in den Abendstunden und am Wochenende wünschenswert. Zeiten, in denen auch Berufstätige die Angebote besser nutzen könnten.

Auf der offiziellen Website der Abfallwirtschaft Stadt Nürnberg wird schnell deutlich, dass die Höfe zahlreich genutzt werden: Über den Adressen und Öffnungszeiten der Höfe ist ein Informationskasten angeheftet, der darauf hinweist, dass es "aus betriebsorganisatorischen Gründen" vor den Wertstoffhöfen teilweise zu langen Warteschlangen kommt und manchmal nicht mehr alle Anstehenden bis zur Schließungszeit bedient werden können. Die Empfehlung der ASN: Die Wertstoffhöfe nach 17 Uhr beziehungsweise samstags nach 14 Uhr nicht mehr anfahren.

Bei den angesprochenen Warteschlangen soll es sich auf Rückfrage von BR24 bei der Abfallwirtschaft Stadt Nürnberg um "Einzelfälle" und "oft jahreszeitbezogene Anlieferspitzen" handeln, die keinen Schluss auf weitere nötige Ressourcen zulassen.

Neuer Wertstoffhof geplant

Gerade kurz vor Ende des Sammeltages gehe es auf den Höfen sehr betriebsam zu, sagt die ASN. Das liege auch daran, dass neben dem Anlieferbetrieb auch schon die befüllten Container und Boxen des Tages vom Personal ausgetauscht und gesichert werden müssten und die Hofschließung vorbereitet werden müsse.

Hier verweist die ASN dann auch auf die Planung eines neues Wertstoffhofes, als Ersatz für den Wertstoffhof am Pferdemarkt. Dieser soll moderner sein, ein erweitertes Platzangebot haben sowie Rückstauflächen für angelieferte Abfälle vorsehen. So könnte eine Entlastung der Situation im Stadtgebiet entstehen.

Sperrmüllabholung unterschiedlich

Auch die Abholung von Sperrmüll vor Ort obliegt den Landkreisen und kreisfreien Städten und unterscheidet sich demnach von Anbieter zu Anbieter. Im Landkreis Amberg kann man einem Abfuhrkalender entsprechend Sperrmüll anmelden. Dieser wird für eine Gebühr von 15 Euro abgeholt. In Nürnberg hingegen steht jedem Bürger eine kostenfreie Abholung im Jahr frei; die Anmeldung kann online vorgenommen werden, dort werden direkt auch Termine angeboten.

In den Augen Mockers gäbe es ein ideales Modell: "Eine kostenlose Sperrmüllabholung, mit einer Wartezeit von ein bis zwei Wochen bis zum Abholungstermin und anforderbar nach Bedarf wäre ideal." Zum jetzigen Zeitpunkt beträgt die Wartezeit in Nürnberg nach Aussage der Abfallwirtschaft rund drei bis vier Wochen. Allerdings sei dies auch vom jeweiligen Stadtteil abhängig, in manchen Bezirken gebe es deutlich kurzfristigere Termine. Der Service werde "sehr gut genutzt".

Generell stellt die ASN fest: Wilde Abfallablagerungen gibt es vor allem an "Plätzen mit geringer sozialer Kontrolle sowie Stellen, an denen sich Entsorgungseinrichtungen, wie z. B. öffentliche Papierkörbe oder Wertstoffcontainer befinden". Es handele sich dabei um ein generelles Problem in Großstädten.

Vorsicht mit "Geschenken"

Den Sperrmüll als vermeintliche "Geschenke" an die Straße zu stellen, ist keine Lösung, um seine alten Sachen loszuwerden. Denn auch ein Zettel mit "zu verschenken" schützt, zumindest theoretisch, vor Strafe nicht. Hier gelten die gleichen Bußgelder wie beim ordnungswidrigen Abstellen von Sperrmüll an der Straße, auch wenn die Hintergedanken eventuell freundlicher Natur waren.

Die Höhe der Bußgelder liegt bei Einzelstücken, wie zum Beispiel bei einem Stuhl, zwischen 80 und 240 Euro, kann aber bei großen Mengen an Sperrmüll bis zu 2.500 Euro erreichen. Sollte es sich nicht um klassischen Sperrmüll handeln, können zudem andere Bußgelder drohen. So ist das unrechtmäßige Entsorgen von Flüssigkeiten oder Elektrogeräten noch einmal gesondert geregelt.

Das gilt allerdings nicht, wenn sich die Gegenstände noch auf dem eigenen Grundstück befinden. Eine Auswahl an zu verschenkenden Gegenständen im eigenen Garten, der Hauseinfahrt oder auf der eigenen Fensterbank wäre hier also eine mögliche Lösung. Zudem gibt die ASN an, dass ihr kein Verfahren wegen "Zu verschenken"-Gegenständen bekannt sei, obwohl es sich "streng genommen (...) um eine wilde Müllablagerung handelt".

Im Audio: Immer mehr Alttextilien - ein Problem beim Recycling

Zwei Plastiksäcke voll mit alter Kleidung.
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Zwei Plastiksäcke voll mit alter Kleidung.

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