Haus mit Balkonkraftwerk
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Mehrere Balkonkraftwerke fallen im Test durch

"Stiftung Warentest" hat acht Stecker-Solaranlagen geprüft. Das weitgehend unterdurchschnittliche Ergebnis hat allerdings weniger etwas mit der Leistung zu tun - Handhabung und Stabilität der Mini-PV-Anlagen sind teils mangelhaft.

Die gute Nachricht zuerst: Mini-Solaranlagen, die sogenannten "Balkonkraftwerke", sind immer günstiger zu haben. Auch die Leistung bei der Stromerzeugung - gerade, wenn die Sonne scheint - ist in der Regel "gut" oder zumindest "befriedigend", ergab eine umfangreiche Untersuchung von acht Balkonkraftwerken durch "Stiftung Warentest" (05/24).

Dass aber gerade mal eine Stecker-Solaranlage die Gesamtnote "gut" bekam und gleich drei sogar mit "mangelhaft" bewertet wurden, hat andere Ursachen.

Wichtiger Baustein des Solarpakets

Das neue Solarpaket, welches der Bundestag am Freitag beschlossen hat, soll künftig die Nutzung von kompakten Mini-Solaranlagen, die einfach über eine Steckdose installiert werden können, erleichtern. "Natürlich wird durch das Solarpaket ein zusätzlicher Schub im Bereich PV erwartet", freut sich auch Maximilian Braun von "Main-SteckerSolar", einem PV-Spezialisten aus Würzburg. Er wirbt dafür, die Photovoltaikanlage regional zu beziehen - dann seien in den meisten Fällen die Qualität und der Service am besten.

Laut Gesetz entfällt für Balkonkraftwerke die bisher erforderliche aufwendige Anmeldung bei Netzbetreibern. Stattdessen ist jetzt nur noch eine Registrierung des Kraftwerks in einer Datenbank der Bundesnetzagentur notwendig. Außerdem ist es erlaubt, alte analoge Stromzähler vorübergehend weiter zu benutzen, die rückwärts laufen, wenn Strom ins Netz eingespeist wird.

Wann rentiert sich ein Balkonkraftwerk?

Die Idee ist bestechend einfach und die Anfangsinvestition verspricht sich relativ schnell zu amortisieren – zumindest theoretisch. Schon nach fünf Jahren könnten Verbraucher, die regelmäßig ihren selbst produzierten Sonnenstrom verbrauchen, ihre Kosten für die Anlage wieder drin haben. Die Mini-Solaranlagen im Test lagen preislich alle zwischen 500 und 900 Euro. In der Regel können damit mindestens 150 Euro pro Jahr an Stromkosten gespart werden.

Günstigstes Modell war Testsieger

Ausgerechnet das billigste Modell schnitt im Test mit der Gesamtnote 2,2 am besten ab: das "EPP Solar" mit 830 Watt Leistung. Ein Wermutstropfen: Dieses Modell ist bald nicht mehr erhältlich. Gefolgt vom Balkonkraftwerk "Absaar" (Note, 2,6), das zwar immer noch mit "befriedigend" bewertet wurde, aber auch schlappe 375 Euro teurer war als der Testsieger. Die Modelle von "Maxxisun", "PVundSO" sowie "Yuma" fielen mit einem "mangelhaft" in der Gesamtbewertung sogar durch.

Sicherheit hui - Stabilität und Handhabung pfui

Allen Vorbehalten zum Trotz: Gerade was die elektrische Sicherheit angeht, konnten fast alle Anlagen mit "sehr gut" glänzen. Die Montage selbst kann jedoch zur Herausforderung werden. Die Panels sind schwer und unhandlich, oft ist ein Team von drei Personen nötig, um die Installation zu bewerkstelligen. Wichtig, sagt Maximilian Braun von "Main-StreckerSolar" in Würzburg, ist die Unterkonstruktion: "Im besten Fall hängt es oder steht es in den nächsten 30 Jahren an dieser Stelle und soll dann auch ordentlich montiert sein, sodass da kein Unfall passiert. Das wird oft von vielen Verbrauchern unterschätzt."

Dazu kämen lückenhafte Anleitungen, bemängelt Projektleiter Dirk Lorenz von Stiftung Warentest: "Was uns da gestört hat bei einigen der untersuchten Balkonkraftwerke, ist, dass die Gebrauchsanleitung doch relativ dünn war." Und selbst wenn alles sitzt, können extreme Wetterbedingungen einige der empfindlichen Panels beschädigen: "Bei der Wind- und Schneelast, die wir simuliert haben, also bei starken Orkanböen, kann es schon passieren, dass mir das Modul zerbricht. Und das ist dann natürlich schlecht", so Lorenz.

Problemfall Wechselrichter

Schon im vergangenen Jahr warnte die Bundesnetzagentur eindringlich vor vielen unerwünschten Nebenwirkungen durch Wechselrichter. Dieser wichtige Bestandteil dient dazu, den von Balkonkraftwerken erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom umzuwandeln. Leider, und deshalb fielen auch mehrere Mini-PV-Anlagen im Test durch, entsprechen Wechselrichter oft nicht den gesetzlichen Anforderungen zur elektromagnetischen Verträglichkeit. Sie können Störungen bei anderen elektronischen Geräten verursachen, selbst wenn sie mit einem CE-Kennzeichen versehen sind.

Marta Mituta, Sprecherin der Bundesnetzagentur, empfiehlt daher, nur Wechselrichter zu kaufen, die neben dem CE-Kennzeichen auch eine Kontaktadresse in der EU, eine Produktbeschreibung und eine deutschsprachige Bedienungsanleitung bieten. Diese Anforderungen sind entscheidend, um sicherzustellen, dass die Geräte den europäischen Sicherheitsstandards genügen und keine Gefahr für andere elektronische Geräte darstellen oder - im Extremfall - den Polizeifunk stören.

Geringe Leistung im Schatten

Auf dem Südbalkon zur Mittagsstunde brachten fast alle getesteten Modelle eine gute Leistung bei der Stromerzeugung. Verschmutzungen oder Laub auf den Modulen sorgen aber für ein signifikantes Absinken des Wirkungsgrads. Auch der Standort und die Ausrichtung des Panels sind entscheidend. Nicht jeder Balkon empfängt gleichermaßen Sonne und nicht jede Montagefläche erlaubt die optimale Neigung von 30 bis 40 Grad zur Waagerechten, die für die maximale Energieausbeute nötig wäre. Wer auf der schattigen Seite wohnt oder die Panels nicht ideal ausrichten kann, verschenkt also wertvolles Potenzial.

Die meisten Testmodelle nicht mehr verfügbar

"Das scheint ein sehr dynamischer Markt zu sein", spricht Lorenz ein Kernproblem des aktuellen Tests an: Viele der untersuchten Produkte sind schnell wieder vom Markt verschwunden. "Für uns ist es genauso schade, wenn wir dann schreiben, 'ja, die Geräte gibt es so gar nicht mehr'", fügt er hinzu, was die Herausforderung für Tester und Verbraucher gleichermaßen verdeutlicht.

Sonnenstrom gleich verbrauchen

Zusammengefasst bieten Balkon-Solaranlagen eine sehr gute Möglichkeit, selbst einen Beitrag zur Energiewende zu leisten und Geld zu sparen. Sie erfordern jedoch eine sorgfältige Planung, eine durchdachte Installation und, zumindest momentan, eine gewisse Toleranz gegenüber technischen Kinderkrankheiten. "Das Wichtigste ist aber, ich muss den Strom schon selbst verbrauchen", sagt Lorenz. Und zwar sofort. Damit es sich richtig lohnt. Das bedeutet auch, die Waschmaschine, den Trockner oder den Geschirrspüler im Sommer zur Mittagszeit laufen zu lassen.

Davon hängt es sehr wesentlich ab, wie schnell sich so ein Balkonkraftwerk amortisiert. Zudem gibt es auch Städte, Landkreise und Bundesländer, die das Ganze fördern. Aber auch der überschüssig produzierte Solarstrom ist nicht verloren, so Lorenz: "Das ist natürlich gut für unseren Strommix in Deutschland, also man tut da eine gute Sache, aber nicht alles für den eigenen Geldbeutel."

Im Video: Ampel einig bei Klimaschutzgesetz und Solarpaket

ARCHIV - 22.09.2022, Bayern, München: Stecker-Solaranlagen für den Balkon können die eigene Stromrechnung senken. Ihre Zahl ist zuletzt stark gestiegen.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Sven Hoppe
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Durch das neue Klimaschutzgesetz soll unter anderem der Betrieb von Balkonkraftwerken einfacher werden.

Dieser Artikel ist erstmals am 25. April 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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