v.l.n.r. Moderator Christian Nitsche, Ulrike Scharf (CSU) Landwirtin Julia Giehrl.
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Die Münchner Runde vom 7.2.204

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Bürger fordern zukunftsfähige Lösungen statt Parteienstreit

Spediteure, Landwirte oder Handwerker: Seit Wochen gehen Teile des Mittelstands auf die Straßen und fordern mehr Gehör für ihre Anliegen. Wie vielfältig und komplex die Sorgen sind, wurde in der Münchner Runde deutlich.

Über dieses Thema berichtet: Münchner Runde am .

Es bleibt weniger Geld in der Kasse – durch steigende Energiekosten, aber auch durch fällige Corona-Rückzahlungen, klagte Elisabeth Würz, Friseurmeisterin aus Neumarkt in der Oberpfalz, Mittwochabend in der "Münchner Runde" zum Thema "Mittelstand in Sorge" im BR Fernsehen. Bastian Kadach, der einen Pflegedienst in Lenggries betreibt, berichtete von Klienten, die verzweifelt sind – auch weil sie sich Pflege finanziell nicht mehr leisten können. "Ist Landwirtschaft, sind wir überhaupt noch gewollt?", fragte hingegen Julia Giehrl, Rinderzüchterin aus der Oberpfalz. Viele ihrer jungen Kolleginnen und Kollegen würden darüber nachdenken, den Beruf aufzugeben. Teil der Diskussionsrunde war zudem der Logistikunternehmer Thomas Dettendorfer. Er und seine Branche leiden unter finanziellen Belastungen durch die LKW-Maut und CO2-Steuer bei gleichzeitig rückläufigen Auftragszahlen.

Viel Stoff für die Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) und Michael Schrodi, den finanzpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Sie stellten sich live dem direkten Gespräch mit den vier Bürgerinnen und Bürgern.

CSU-Sozialministerin Scharf greift Ampel an

Die Anliegen der Mittelständler sind unterschiedlich. Die einen beklagen die überbordende Bürokratie, andere die hohen Energiekosten oder eine mangelnde Planungssicherheit.

Ulrike Scharf sieht die Schuld für die Unzufriedenheit der Menschen bei der Politik der Ampel-Regierung: "Es sind so viele falsche Entscheidungen getroffen worden, die unmittelbar den Mittelstand treffen", so Scharf in der Münchner Runde. Der Mittelstand sei das Fundament "unseres Erfolgs" und fordere mehr Unterstützung. "Der Mittelständler, der Handwerker und der Unternehmer, die brauchen Rückendeckung“, so Scharf.

SPD-Finanzpolitiker Schrodi verweist auf CDU/CSU-Regierungen

SPD-Politiker Michael Schrodi wies den Vorwurf zurück: "Was hat Herr Seehofer als Innenminister, was haben die Innenminister der CDU/CSU über Jahrzehnte, was haben die Landwirtschaftsminister und die Verkehrsminister, Herr Scheuer, Herr Dobrindt, über Jahrzehnte gemacht? Tun Sie doch nicht so, als sei das alles die Ampel!" Schrodi ist sich sicher: Die Zukunftsaufgaben, dazu gehöre auch und vor allem der strukturelle Wandel, müssen geschafft werden. Und das mit einer Finanzierung, die alle Bevölkerungsgruppen mitnehme.

Landwirtin Giehrl: "Nicht in Legislaturperioden denken!"

Julia Giehrl, Landwirtin aus dem oberpfälzischen Landkreis Amberg-Sulzbach, hielt dem SPD-Politiker Schrodi entgegen, er würde sich nur für Vergangenes rechtfertigen, aber keine zukunftsfähigen Lösungen präsentieren. "Sie diskutieren nur über das, was schon passiert ist. Sie als Regierung müssen aufhören, in Legislaturperioden zu denken", forderte die 25-Jährige.

Auch Logistiker Thomas Dettendorfer aus Nußdorf am Inn fühlt sich von der Regierung nicht verstanden: "Die Gesellschaft lechzt nach Lösungen", sagte er. Doch die Ampel-Regierung würde über die Köpfe des Mittelstands hinweg entscheiden.

Landwirtin und Logistiker positionieren sich

In den vergangenen Wochen standen Vorwürfe im Raum, einige Demonstrationen würden von Rechtsextremen unterwandert. Die junge Landwirtin Julia Giehrl wie auch Logistiker Dettendorfer positionierten sich in der Sendung klar: "Wir sind gegen rechts", sagte Giehrl, "aber wir werden in eine Schublade geschoben, nur weil wir unsere Meinung kundtun. Das kann nicht sein." Auf die Frage, ob Logistiker Dettendorfer die AfD als eine Option an der Wahlurne sehen würde, entgegnete er: "Für mich ist das keine Option. Wir müssen zusammenhalten.“

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