Ein Chor in Tracht singt sudetendeutsche Heimatlieder
Bildrechte: BR / Thomas Pösl

Sudetendeutscher Tag in Augsburg

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Sudetendeutscher Tag in Augsburg im Zeichen von Europa

In Augsburg ist der 74. Sudetendeutsche Tag zu Ende gegangen. Vor dem Hintergrund der anstehenden Europawahl beschworen die Teilnehmer den Zusammenhalt unter dem Motto "Sudetendeutsche und Tschechen - miteinander für Europa".

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Ein Chor in Tracht singt sudetendeutsche Heimatlieder
Bildrechte: BR / Thomas Pösl
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Sudetendeutscher Tag in Augsburg

Es gibt Kolatschen in Halle 7 der Messe Augsburg, außerdem Mohnkuchen, Zwetschgenknödel, Liwanzen und böhmische Knacker. Leckereien aus der Heimat der Ahnen der Besucherinnen und Besucher, die zum 74. Sudetendeutschen Tag am Pfingstwochenende nach Augsburg kamen. Sie feierten die sudetendeutsche Kultur unter anderem mit Musik, Tanz und Mundartlesungen. Zum Verkauf standen Zeitschriften von Heimatverbänden und Bücher wie unter anderem die von Otfried Preußler, er stammt aus der Augsburger Partnerstadt Liberec.

Ahnenforschung in der Messehalle

Die Besucherinnen und Besucher gedachten der Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg. "Man sollte das auf keinen Fall vergessen", sagt Chris Beysiegel. Der 31-Jährige ist mit seiner Freundin Christina Rohde aus der Nähe von Heidelberg nach Augsburg gekommen. Sie war auch in den letzten Jahren regelmäßig auf dem Sudetendeutschen Tag, erklärt sie. "Für uns ist das wichtig, die Kultur weiterzuleben", so die 24-Jährige. Ein paar Meter weiter steht Uwe Meißner. Der 61-Jährige wohnt jetzt im Westerwald. Seine Vorfahren stammen aus Böhmen und Mähren. Es sind viele, die wie Meißner zur Ahnenforschung nach Augsburg gekommen sind. "Ich will herausfinden, wie sie gelebt haben, bis es so weit war, dass sie gehen mussten", sagt Meißner.

Aufruf zur Europawahl

Die Sudetendeutschen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg aus der damaligen Tschechoslowakei vertrieben. Sie fanden zu einem großen Teil in Bayern eine neue Heimat. Der Freistaat hatte in der Folge die Schirmherrschaft für die Sudetendeutschen übernommen - dadurch gelten sie als vierter Stamm Bayerns neben den Altbayern, Franken und Schwaben. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hielt als Schirmherr der Sudetendeutschen Volksgruppe am Pfingstsonntag eine Grußrede. Als Festival des Friedens und der familiären Erinnerungen lobt er darin die Veranstaltung und den Einfluss der Sudetendeutschen auf die Entwicklung des Freistaates. "Ohne die Heimatvertriebenen hätte Bayern nie diesen Weg gehen können", so der Ministerpräsident. Er warnte in seiner Rede vor einer Zunahme der Zahl autokratischer Staaten und rief in Augsburg zur Teilnahme an der Europawahl auf. Auch Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, äußerte ein Bekenntnis zu Europa. "Die europäische Einigung ist eine sudetendeutsche Erfindung, auf die wir stolz sein können", lobt Posselt seine Landsmannschaft und warnt vor nationalistischen Kräften, die die Demokratie in Europa zu zerstören drohen. "Dagegen hilft nur eines: zur Europawahl zu gehen und das demokratische Europa zu stärken", erklärt Posselt.

Karlspreis für Jean-Claude Juncker

Bereits am Samstag hat die Sudetendeutsche Landsmannschaft ihren Karlspreis verliehen. Dieses Jahr ging die Ehrung an Jean-Claude Juncker für seine Verdienste um eine gerechte Völkerordnung in Mitteleuropa, hieß es zur Begründung. "Jean-Claude Juncker ist ein Herzenseuropäer", sagt Bernd Posselt. Jahrzehntelang habe der ehemalige EU-Kommissionspräsident den Frieden beschworen und immer gesamteuropäisch gedacht. "Ich bin sehr dankbar", sagte Juncker in einer Videobotschaft. Der Luxemburger konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich in Augsburg sein. Von diesem Sudetendeutschen Tag gehe eine Botschaft aus, mahnte Juncker, "dass wir scheitern werden, wenn wir nicht nicht eng zusammenwachsen".

Karl IV., nach dem der Preis benannt ist, war Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und König von Böhmen, der durch seine Politik und kulturellen Leistungen eine Brücke zwischen den deutschen und böhmischen Ländern schlug. Die Benennung des Preises nach ihm soll seine Bedeutung als Symbol für Verständigung und kulturelle Verbindung in Mitteleuropa hervorheben.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!