Eine Frau tankt ihr Auto an einer Tankstelle auf.
Bildrechte: BR/Leon Baatz

Die Diesel-Alternative HVO100 darf nun an den Tankstellen verkauft werden.

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Diesel-Alternative HVO100: Wie kommt sie in Bayern an?

Seit Anfang Mai wird der Bio-Kraftstoff HVO100 auch an einigen bayerischen Tankstellen verkauft. Noch ist das Angebot überschaubar - und viele Kunden greifen weiter zum "klassischen" Diesel.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Seit ein paar Tagen verkauft die BK-Tankstelle am Isartor in München den neuen Biokraftstoff HVO100. Er soll eine umweltfreundliche Alternative zum herkömmlichen Diesel bieten und bis zu 90 Prozent der CO₂-Emissionen einsparen. Der Andrang auf die HVO100-Zapfsäule ist am Freitagmittag auf den ersten Blick überschaubar. Viele Autofahrer greifen zum klassischen Diesel. Einerseits wohl aus Gewohnheit, aber wohl auch weil dieser neun Cent günstiger ist als HVO100. Ein Kunde entscheidet sich für die Diesel-Alternative. Der Grund für ihn: Umweltfreundlichkeit.

Tankstellenbetreiber: Umweltschutz soll "tankbar" sein

Dieses Argument führt auch Philipp Arner von der Benzin-Kontor AG an, die 35 Tankstellen in Südbayern betreibt: Umweltschutz soll "tankbar" sein. Die ersten Tage bilanziert er durchaus positiv: "Die Kunden nehmen das an und sollen die Möglichkeit haben, mit ihrem bestehenden Auto etwas für den Umweltschutz zu tun."

HVO100 ist ein synthetischer Diesel und wird aus sogenannten biogenen Reststoffen hergestellt. Darunter fallen Pflanzenöle, Speisereste, Öle und Fette - beispielsweise auch Frittierfett. Auf diese Weise können im Vergleich zum herkömmlichen Diesel CO₂-Emissionen gesenkt werden. Das bestätigt auch ADAC-Experte Thomas Schwarz: "HVO100 dient auf alle Fälle der CO₂-Reduzierung, weil er aus Pflanzen und Pflanzenresten gewonnen wird."

Nicht jedes Auto verträgt den neuen Kraftstoff

Der ADAC befürchtet aber auch Verunsicherung bei den Autofahrerinnen und Autofahrern. Denn nicht jedes Dieselfahrzeug verträgt die umweltfreundliche Alternative. Wer in den Tankdeckel schaut, wird dort nicht den Markennamen HVO100 finden, sondern muss sich mit anderen Begrifflichkeiten vertraut machen: "Wir haben zum Beispiel XTL als Bezeichnung, die viele Autofahrer in ihrem Tankdeckel finden werden", sagt ADAC-Experte Thomas Schwarz. Mit "XTL" ("X to Liquid") sind synthetische Kraftstoffe gemeint, die aus unterschiedlichen Rohstoffen gewonnen werden. HVO100 gehört dazu und dürfte somit getankt werden.

Schwarz betont, dass man sich unbedingt vorher schlau machen solle, bevor man einen anderen Kraftstoff tanke. Man riskiere sonst Folgeschäden an seinem Fahrzeug. Dafür lohne sich ein Blick in die Bedienungsanleitung und bei Unsicherheit sollte man beim Vertragshändler nachfragen. Auch online seien Listen von Fahrzeugtypen abrufbar, die HVO100 vertragen, so der ADAC-Experte.

Wenige Tankstellen in Bayern bieten HVO100-Kraftstoff an

Doch beim nächsten Tankstellenbesuch werden sich die meisten Diesel-Fahrerinnen und Fahrer in Bayern wohl nicht zwischen dem neuen Kraftstoff und dem herkömmlichen Diesel entscheiden müssen. Denn bislang haben erst vereinzelte Tankstellen den Treibstoff für Verbraucher im Angebot. Der Grund dafür: Vielerorts muss nachgerüstet werden. "Man muss eine Tankkammer dafür freiräumen, den Preismasten umstellen und die Zapfsäule umbauen", sagt Tankstellenbetreiber Arner. Bei der Tankstelle am Isartor mussten sie einen fünfstelligen Betrag investieren.

Und auch das Angebot an biogenen Kraftstoffen ist noch nicht ausreichend, um den Diesel vollständig ersetzen können. Tankstellenbetreiber Arner will das HVO100-Angebot für die Verbraucher dennoch ausbauen: "Wir werden im Mai fünf weitere Tankstellen kurzfristig umrüsten und im Laufe des Jahres weitere Tankstelle umbauen", so Arner.

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