Dach mit Solarzellen.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Sven Hoppe

Auf der Messe Intersolar in München diskutieren Experten, wie die Solarbranche wieder stärker in Europa Fuß fassen könnte.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Solarindustrie - Potenzial deutscher Firmen nicht ausgeschöpft

Die Solarindustrie wächst enorm, doch in Deutschland werden kaum Solarzellen produziert. Mit höherer Qualität und Innovationen wollen heimische Unternehmen der übermächtigen Konkurrenz aus China die Stirn bieten. Kann das funktionieren?

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft und Börse am .

Solarzellen werden in Deutschland in größerer Stückzahl nur von einem einzigen Unternehmen hergestellt, der Schweizer Firma Meyer Burger. Im sächsischen Freiberg und in Bitterfeld-Wolfen in Sachsen Anhalt versucht das Unternehmen der übermächtigen Konkurrenz aus China die Stirn zu bieten. Das gelinge mit der höheren Qualität der in Deutschland produzierten Zellen, erklärt CEO Gunter Erfurt.

Die Zellen würden vergleichsweise hohe Energieerträge liefern, eine lange Lebensdauer besitzen und weniger Gifte enthalten als Produkte aus Asien. Das Unternehmen verstehe Solarmodule "nicht nur als ein nachhaltiges Energieerzeugungsprodukt", sondern stehe auch dazu, dass man es besonders nachhaltig herstellen muss.

Solarindustrie künftig größer als Autoindustrie

Know how und hohe Qualität könnten künftig zu mehr Solar- und Speichertechnik made in Germany führen. Der ehemalige VW-Chef Herbert Diess, seit wenigen Monaten Aufsichtsratsvorsitzender von Infineon, glaubt, dass die Solarindustrie weltweit noch eine unglaublich große Wachstumsphase vor sich habe. Diese sei auch mit der Autoindustrie eng verknüpft, weil der Strom für die E-Autos künftig überwiegend günstig auf den heimischen Hausdächern produziert werde, so Diess. Solarindustrie werde eine der großen Wachstumsindustrien sein. Es gibt Vorhersagen, dass sie zwischen 2030 und 2035 größer sein werde als die weltweite Autoindustrie.

Europa habe daran noch sehr wenig Wertschöpfung. "Von daher sollten wir uns schon überlegen, ob wir nicht uns anstrengen, auch an der Solarindustrie noch mehr zu partizipieren", so Diess. In Europa gebe es schon viel in der Anwendung, aber eben in der Herstellung der Zellen und auch der Rohmaterialien noch sehr wenig.

Innovationen aus Deggendorf und Augsburg

Anwenderorientierte Technik wird auch in Bayern entwickelt. Auf der Messe Intersolar Europe, die am Mittwoch in München eröffnet wurde, wurde etwa das Unternehmen Fenecon aus Deggendorf ausgezeichnet. Die 2011 gegründete Firma hat bereits über 200 Mitarbeiter an vier bayerischen Standorten. In der Herstellung von Solarzellen oder auch Speicherbatterien sei Deutschland zwar im Hintertreffen, so Geschäftsführer Franz-Josef Feilmeier. Aber im Bereich Energiemanagement, Software, Vernetzung. Dort, wo es schon auch um frei denken, um Innovationen und Vision gehe, da sei Deutschland vorne: "Da sind die Chinesen auch gar nicht so dafür aufgestellt. So frei zu entwickeln, so frei zu denken, so frei zu gestalten", so Feilmeier.

Auch die Umwandlung von Öko-Strom in Wasserstoff schreitet voran. Verschiedene Stadtwerke in Bayern hätten bereits Interesse bekundet, ihre Busse mit Hilfe der neuen Technik zu betanken, die in Augsburg von der MAN-Tochter H-Tec Systems hergestellt wird. Alexander Detke arbeitet in der Vertriebsabteilung des Unternehmens und sieht, "dass der Trend immer weiter nach oben geht". Die Produktion werde zur Zeit deswegen sehr stark ausgebaut. In Augsburg, aber auch in Hamburg.

Produktion zurück nach Europa holen

Kleinere Unternehmen schreiten also bereits erfolgreich voran. Um die deutsche und europäische Energiewirtschaft unabhängiger zu machen, müsse aber auch die Produktion von Solarzellen und Solarmodulen in größerem Umfang nach Europa zurückkehren, so eine der Kernforderungen auf der Messe Intersolar. Über 1300 Aussteller zeigen dort bis zum 16. Juni neueste Trends und Entwicklungen aus den Bereichen Photovoltaik, Solarthermie oder Speichertechnik. Experten gehen außerdem der Frage nach, wie die Solarbranche wieder stärker in Europa Fuß fassen könnte.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!