Flugzeug bei der Landung
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Gefahr für die Luftfahrt: GPS-Spoofing und Jamming

Fliegen ist mittlerweile deutlich sicherer geworden. Dazu tragen zahlreiche technische Systeme bei, zum Beispiel bei der Navigation über GPS-Daten. Doch das kann gefährlich werden, wenn Signale gezielt gestört werden, wie kürzlich in Estland.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

In den vergangenen Monaten häuften sich Meldungen über offenbar gezielte Störungen der GPS-Navigation bei Flugzeugen. Aktuell betroffen ist die finnische Fluggesellschaft Finnair. Sie hat jetzt ihre Flüge ins estnische Tartu nach GPS-Störungen bis Ende Mai ausgesetzt. GPS-Probleme hatten am Donnerstag und Freitag vergangener Woche zwei Flugzeuge zur Umkehr nach Helsinki gezwungen. Der Grund für die Störung war zunächst unklar, doch estnische Regierungsvertreter machten Russland dafür verantwortlich und warnten, dies könne früher oder später zu einem Absturz führen. Außenminister Margus Tsahkna sprach gegenüber dem estnischen Sender ERR von einem hybriden Angriff.

Betroffen von Störungen der GPS-Systeme sind in Europa vor allem Regionen in der Nähe der russischen Grenze. Piloten warnen vor erheblichen Risiken für die zivile Luftfahrt. Konkret geht es um das sogenannte Jamming und Spoofing.

Quelle einer Datenstörung führt nach Russland

Mit diesen zwei Methoden werden seit Monaten immer wieder die Navigationsdaten von Flugzeugen gestört, insbesondere im östlichen Teil der Ostsee. Also dort, wo Polen, Finnland und die baltischen Staaten an Russland grenzen. Allein an zwei Tagen im März zählte ein Fachblog aus Schweden 1.600 Vorfälle. Experten wollen inzwischen auch zumindest eine Quelle der Datenstörungen ausgemacht haben: Eine russische Militäreinrichtung in der Exklave Kaliningrad. Die russische Seite wies dies jedoch als Propaganda zurück.

Jamming: Stören von Positions- und Navigationsdaten

Bei Angriffen auf Navigationssysteme ist das sogenannte Jamming die im Vergleich harmlosere Variante. Der Begriff bezeichnet eine Methode, mit Störgeräten dafür zu sorgen, dass Positions- und Navigationsdaten nicht beim Empfänger ankommen. Diese Methode wird unter anderem von Militärs genutzt, aber auch von zivilen Sicherheitsbehörden in zumeist eng begrenzten Gebieten.

So kann man zum Beispiel rund um das Kanzleramt in Berlin dafür sorgen, dass keine Drohnen als Terrorwaffe bei einem Staatsbesuch genutzt werden. Nutzen Militärs solche Jamming-Systeme allerdings großflächig über ganzen Lufträumen, dann sind die Folgen schwerwiegender. Betroffene Piloten fliegen dann praktisch blind, können aber in der Regel auf andere Systeme zurückgreifen.

Spoofing: Großes Risiko durch falsche GPS-Daten

Als deutlich gefährlicher gilt das sogenannte Spoofing. Dabei werden gezielt falsche Daten ins Cockpit eines Flugzeuges gesendet. Für die Piloten ist es dabei oft nicht einfach zu erkennen, dass sie gar nicht an dem Ort sind, den ihr System anzeigt. Die Risiken sind nach Einschätzungen von Pilotenverbänden immens. So steige die Gefahr von Zusammenstößen, außerdem könne es gerade beim Start- und Landeanflug oder in gebirgigen Regionen verheerend sein, mit falschen Höhenangaben zu arbeiten.

Inzwischen gibt es auch zahlreiche Berichte über Störungen im Nahen und Mittleren Osten, etwa in einer viel frequentierten Route im Grenzgebiet zwischen dem Irak und dem Iran. Dort droht die Gefahr, dass Flugzeuge gezielt in militärisch gesperrte Lufträume und damit in die Reichweite von Luftabwehreinheiten geleitet werden.

Piloten schalten GPS ab

Bisher gibt es für die Crews nur wenige technische Möglichkeiten, ihre GPS-Systeme gegen solche Attacken zu schützen. Denn die Daten für die zivile Navigation werden unverschlüsselt gesendet. Stattdessen greifen manche Piloten offenbar zur Selbsthilfe.

So erfuhren mehrere Medien, darunter auch der Bayerische Rundfunk, dass es mehr und mehr üblich wird, in den betroffenen Regionen das eigentlich übliche GPS im Cockpit einfach abzuschalten und auf Alternativen zu setzen. Die Piloten wollten nicht namentlich genannt werden und auch keine Details nennen.

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