Ein Mann im Fränkischen Museum Feuchtwangen schaut sich die Sonderausstellung an.
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Sonderausstellung "Spuren jüdischen Lebens in Feuchtwangen"

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US-Botschafterin: Schau erinnert an jüdische Familie in Franken

Amy Gutmann ist US-Botschafterin in Deutschland. Doch ihre Familie stammt aus Feuchtwangen, von wo sie vor den Nazis fliehen musste. Eine Ausstellung von Schülern im Fränkischen Museum erinnert an ihre Geschichte und die anderer jüdischer Bürger.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Das Fränkische Museum Feuchtwangen hat eine multimediale Sonderausstellung eröffnet, die sich den Lebensgeschichten jüdischer Bürgerinnen und Bürger widmet. Im Fokus steht dabei das Schicksal der jüdischen Großeltern der heutigen US-Botschafterin in Deutschland, Amy Gutmann. Die Gutmanns lebten einst in Feuchtwangen, mussten aber vor den Nationalsozialisten fliehen. Auch an die jüdische Familie Neumann erinnert die Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums entstanden ist.

Vertreibung und Verfolgung durch die Nazis

Die Großeltern von Amy Gutmann betrieben bis in die 1930er-Jahre ein Bekleidungsgeschäft in Feuchtwangen. Auch ihr Vater lebte in der westmittelfränkischen Stadt. 1937 flohen sie vor den nationalsozialistischen Ausschreitungen, zunächst nach Indien, dann in die USA. Im Mai vergangenen Jahres hatte die US-Botschafterin Feuchtwangen besucht, als Stolpersteine in Gedenken an ihre Familienangehörigen vor dem Haus in der Altstadt verlegt wurden, in dem sie damals gelebt hatten.

Auch die Familie Neumann/Lapian gedenkt mit Stolpersteinen ihrer Angehörigen: des Kantors und Religionslehrers Leo und seiner Frau Berta Neumann sowie ihrer Kinder Jost Neumann, Lotte Lapian und Herta Tomascoff. Die Familie lebte bis zu ihrer Vertreibung Ende 1937 im Obergeschoss der Feuchtwanger Synagoge.

Wie lebten jüdische Familien in Feuchtwangen?

Thematisiert werden so auch Eindrücke aus dem Familienalltag der Gutmanns und der Neumanns in Feuchtwangen, aber auch die Ermordung einzelner Familienmitglieder in Konzentrationslagern durch die Nationalsozialisten. "Die Sonderausstellung lädt ein, das jüdische Leben in Feuchtwangen im 19. und 20. Jahrhundert mit den Augen der Schülerinnen und Schüler zu erleben. Die bemerkenswerten Lebensleistungen sowie die bewegenden, teilweise furchtbaren Schicksale von Feuchtwanger Jüdinnen und Juden treten hervor" schreibt das Museum dazu.

Erinnern und für bessere Zukunft eintreten

Wie das Museum auf seiner Webseite erklärt (externer Link), soll die Ausstellung "jüdische Geschichte sichtbar machen, an den furchtbaren Antisemitismus und die Shoah erinnern und für eine bessere Zukunft eintreten." Weiter heißt es: "Dafür steht das Recherche- und Ausstellungsprojekt der Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Feuchtwangen und des Fränkischen Museums Feuchtwangen."

Interviews mit Familienangehörigen

Im Rahmen der Ausstellung sind Interviews mit den Nachfahren der Familien zu hören: So gibt es Gespräche mit der US-Botschafterin Amy Gutmann, der Enkelin von Abraham und Amalie Gutmann sowie mit Zvi Lapian, dem Enkel von Leo und Berta Neumann. Auf einem interaktiven Stadtplan können die Besucherinnen und Besucher die Biografien und Schicksale weiterer Familien nachvollziehen.

Die Ausstellung im Fränkischen Museum Feuchtwangen ist bis zum 18. August 2024 geöffnet.

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