Ein Foto des verstorbenen Papstes Benedikt XVI. mit Trauerflor auf einer Staffelei mit Kerze im Vordergrund.
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Ein Foto des verstorbenen Papstes Benedikt XVI. mit Trauerflor auf einer Staffelei mit Kerze im Vordergrund.

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Das Erbe Benedikts: Wer bekommt das Vermögen des Papstes?

Nach dem Tod Benedikts XVI. stellt sich die Frage: Was hat ein Papst eigentlich zu vererben? Und wer erbt? Bei Joseph Ratzinger geht es nicht nur um sein Vermögen - Benedikt vererbt auch ein Verfahren am Landgericht Traunstein.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Stirbt ein Papst in Amt und Würden, ist die Sache relativ klar: Seinen Nachlass erhält der Heilige Stuhl - das heißt, der nächste Papst in seiner Funktion als Leiter der Weltkirche. Bei Benedikt XVI. liegen die Dinge komplizierter, denn er war Papst im Ruhestand. Und damit nicht genug: Er vererbt auch ein Verfahren am Landgericht Traunstein, eine Feststellungsklage eines Missbrauchsbetroffenen. Die Frage ist auch hier: an wen? Erzbischof Gänswein, mutmaßlicher Nachlassverwalter, hält sich bislang bedeckt, er sagt in seinem neuen Buch nur, Benedikt habe alles minutiös festgelegt.

  • Zum Artikel: "Düsteres Kirchenbild: Das letzte Werk von Joseph Ratzinger"

Benedikt verfügt über Vermögen - im Gegensatz zu anderen Päpsten

Wer den Papst beerbt, wäre früher in der Öffentlichkeit kaum ein Thema gewesen, sagt der Vatikan-Experte Ulrich Nersinger: "Wir haben zum Beispiel Pius XII., der alles dem Heiligen Stuhl vermacht hat. Dann haben wir einen Johannes Paul II., der auch gesagt hat, er hat nichts zu vererben. Und das ist ja auch in der Regel so, dass der Papst im Papstamt eigentlich kein richtiges Vermögen hat."

Das ist bei Papst Benedikt anders. Er hat vor, während und nach seinem Pontifikat zahlreiche Bücher geschrieben, unter anderem den Welt-Bestseller über Jesus, Bücher, die beachtliche Tantiemen abwerfen. Der Regensburger Pustet-Verlag gibt an, diese wie früher auch an die vatikanische Verlagsbuchhandlung auszuzahlen. Die Einnahmen gehen also an den Heiligen Stuhl. Aber Joseph Ratzinger hatte schon als Theologieprofessor gut verdient. Und später, als Erzbischof von München und Freising, wurde er vom Freistaat Bayern bezahlt. Laut Bayerischem Kultusministerium waren das deutlich mehr als 100.000 DM jährlich.

Biograph Seewald: Ratzinger extrem bescheiden und sparsam

Ratzinger selbst sei ein extrem bescheidener und sparsamer Mensch gewesen, sagt sein Biograph Peter Seewald. Er habe "außer für seine Bücher kaum Geld gebraucht". Schon als Professor habe er von seinem Gehalt Studenten unterstützt, die über wenig finanzielle Mittel verfügten, so Seewald.

Dazu passt, dass es mehrere Stiftungen gibt, die im Namen des verstorbenen Papstes gegründet wurden. Eine hat ihren Sitz im Vatikan, eine andere in München. Beide sollen das wissenschaftliche Werk und das spirituelle Erbe Joseph Ratzingers bewahren.

Bischof Voderholzer sicherte sich noch vor Beerdigung privaten Nachlass

Und dann gibt es noch das "Institut Papst Benedikt XVI." in Regensburg, dessen Leiter Bischof Rudolf Voderholzer nach Informationen der Katholischen Nachrichtenagentur noch vor dem Begräbnis nach Rom fuhr, um Dinge aus dem privaten Nachlass für das Institut zu sichern.

"Gerade im kirchlichen geistlichen Bereich sollte man das eigentlich nicht machen", kritisiert Vatikan-Experte Nersinger. "Das ist einfach eine Frage des Anstandes, denke ich."

Erbe muss sich auch Missbrauchs-Verfahren stellen

Und dann gibt es noch das "juristische Erbe", und zwar die Klage eines Missbrauchsbetroffenen vor dem Landgericht Traunstein. Und spätestens jetzt wird es kompliziert. Denn es ist noch kein Erbe bekanntgegeben. Dieser muss sich, ob er will oder nicht, dem Verfahren stellen – es sei denn, er schlägt das Erbe aus, sagt Rechtsanwalt Philipp Georg Kampmann aus Bonn.

Der Kläger will damit erreichen, dass Joseph Ratzinger und anderen Verantwortlichen eine Mitverantwortung an dem Missbrauch nachgewiesen wird. Daraus könnten Schadensersatzansprüche entstehen. Zuerst einmal sei es aber "eher eine moralische Offensive", so Kampmann. "Am Ende dieses Feststellungsverfahrens wird ja kein titulierter Anspruch stehen."

Nachlassverwalter Gänswein schweigt bisher

Und was erben Benedikts Verwandte? Ob es familiäre Erinnerungsstücke gibt, ist unklar. Groß-Cousine Martina Holzinger sagt, sie erinnere sich "an keinen persönlichen Gegenstand Papst Benedikts". "Mit uns hat auch noch niemand Kontakt aufgenommen, und ich rechne auch nicht damit", sagt sie gegenüber dem Bayerischen Rundfunk.

Der Ball liegt im Feld des Nachlassverwalters, der wohl Erzbischof Gänswein heißt. Der aber schreibt dem BR, dass er dazu vorerst keine weiteren Angaben machen kann.

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