Der Bezirkspräsident des oberbayerischen Bauernverbandes begrüßt per Handschlag Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. In der Mitte: Ministerpräsident Markus Söder.
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Der Bezirkspräsident des oberbayerischen Bauernverbandes, Ralf Huber (re.), begrüßt Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir.

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Wahlkampf auf dem Berg: Özdemir, Söder und der Wolf

Klare Worte bei der Hauptalmbegehung auf dem Sudelfeld: Die Politiker Söder, Özdemir, Kaniber und Aiwanger bekennen sich zur Almwirtschaft. Beim Thema Wolf sind sich alle einig – im Gegensatz zur Anbindehaltung bei Milchkühen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

"Der Wolf gehört nicht nach Bayern, er gehört auch nicht auf die Alm": Mit diesen Worten machte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf der Hauptalmbegehung seine Haltung zum Thema Wolf klar. Die Sicherheit der Almbetriebe habe Priorität, dafür müsse der Wolf abgeschossen werden. Zäune seien auf der Alm keine Option.

Söder: Wolf muss abgeschossen werden – keine Zäune

Bei der diesjährigen Hauptalmbegehung am Sudelfeld hat sich CSU-Chef Söder dafür ausgesprochen, den Erhaltungsbestand von Wölfen künftig nicht mehr national, sondern regional abzubilden und zu organisieren. Das unterstütze auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, so Söder. Es wäre ein "Riesenfortschritt, dann gibt es auch Rechtssicherheit".

Özdemir: "Ich werde Sie nicht dran hindern!"

Auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sagte in seiner Rede, er bekenne sich zur Almwirtschaft "ohne jedes Wenn und Aber". Er betonte, man habe seitens des Bundes alles zugelassen, "was nach EU-Recht möglich ist".

Das sehe auch vor, dass man ein "ganzes Rudel entnehmen" könne. "Ich sage: Machen Sie es! Ich werde Sie nicht dran hindern", so Özdemir weiter. Wo die Haltung des Bundes aber nicht ausreichend sei, solle man sich zusammensetzen und schauen, dass man "pragmatische Lösungen" finde.

Kaniber: Wolfsabschuss, Monitoring und klare Vorgaben

Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) antwortete auf Özdemir und kritisierte die Regelungen als nicht ausreichend. Sie forderte eine schadensunabhängige Entnahme, also dass Wölfe abgeschossen werden dürfen, auch wenn es keine gerissenen Weidetiere gegeben habe, ein Wolfs-Monitoring sowie klare Vorgaben, wie viele Wölfe entnommen werden dürften.

"Der Wolf steht nicht mehr auf der Roten Liste, die Almbauern stehen auf der Roten Liste", so Kaniber. Dafür erwarte sie Rückhalt und Unterstützung.

Aiwanger: Leichterer Abschuss und Überredung in Berlin

Auch der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sagte auf der Sattelalm, in Sachen Wolfsabschuss seien "von Berlin nicht die richtigen Weichen gestellt" worden. Es scheitere an der Realität. Auch er plädierte für einen leichteren Wolfsabschuss und forderte Cem Özdemir auf, dazu auch mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) zu sprechen.

Bund Naturschutz: Wolf als Wahlkampfthema missbraucht

Richard Mergner, Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern, kritisierte diese Aussagen scharf. Der Wolf werde als Wahlkampfthema missbraucht.

BR24 sagte Mergner am Rande der Hauptalmbegehung: "Man kann die Probleme nicht mit dem Gewehr lösen." Zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft gehöre es natürlich auch, "Tiere vor durchziehenden Wölfen zu schützen", so Mergner: "Nur dort, wo der Schutz nicht möglich ist und wo Wölfe tatsächlich übergriffig werden, sagt auch der Bund Naturschutz, können sie nach einem klaren Verfahren entnommen werden."

Dass Bayern aber kein Wolfsland sei, wie Söder und Kaniber gesagt hätten, bezeichnete Mergner als falsch: "Natürlich ist Bayern Wolfsland." Mergner forderte im Gespräch mit BR24 "aktiven Herdenschutz" und runde Tische in jedem Landkreis.

Die bayerische Wolfsverordnung, die Söder in seiner Rede noch lobte, bezeichnete Mergner als "Schnellschuss des Kabinetts". Sie löse keine Probleme. Der Bund Naturschutz klagt dagegen. "Wir gehen davon aus, dass diese Wolfsverordnung europäisches, deutsches und bayerisches Naturschutzrecht bricht."

Streitpunkt Anbindehaltung bei Milchkühen

Neben dem Wolf ging es auf der Sattelalm auch um die Anbindehaltung bei Milchkühen. Markus Söder sagte, die "Kombihaltung muss weiter möglich sein". Ein vollständiges Aus der Anbindehaltung würde die Almwirtschaft zerstören. "Ein schöneres Leben kann es für ein Tier doch gar nicht geben", sagte Söder mit Blick auf die Almen.

Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir betonte, die Anbindehaltung "wird und muss auslaufen", die Kombihaltung sei "eine faire Übergangslösung. Wenn es im Detail noch Schwierigkeiten gibt, schauen wir uns das an". Kaniber entgegnete, sie erwarte einen "Kampf für die Kombihaltung" seitens des Bundeslandwirtschaftsministers, man brauche Planungssicherheit.

Özdemir wandert komplette fünf Stunden mit

Nach dem Auftakt auf der Sattelalm ging die Wanderung erst richtig los. Sie führte für rund fünf Stunden durch das Sudelfeld/Arzmoosgebiet. Bundesminister Cem Özdemir, der ankündigte, die gesamte Strecke mitzulaufen, lud die Almbauern ein, sich dabei mit ihm auszutauschen: "Mit mir kann man schwätzen!"

Özdemir, Söder und Kaniber auf der Alm
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Özdemir, Söder und Kaniber auf der Alm

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