Gütterwaggon mit Autos
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Seit 2017 gibt es am Nürnberger Rangierbahnhof sogenannte Kamerabrücken, die automatisch Güterwaggons erfassen

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Deutsche Bahn setzt auf Künstliche Intelligenz im Güterverkehr

Die Deutsche Bahn setzt im Güterverkehr künftig zunehmend auf die Hilfe einer Künstlichen Intelligenz. So will sie den Schienenverkehr sicherer, schneller und effizienter machen. Der Startschuss für das bundesweite Projekt fiel in Nürnberg.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Ohne einen prüfenden Blick vom Wagenmeister Thomas Wolf darf kein Güterzug auf die Reise gehen. Funktionieren Bremsen, Kupplungen und Räder? Ist die Ladung richtig gesichert? Ihm darf nichts entgehen. Jeden Zug, der den Rangierbahnhof in Nürnberg verlassen will, laufen er und seine Kollegen ab. Zehn Kilometer kommen da schon mal zusammen pro Schicht. Nun bekommen die Wagenmeister Unterstützung – in Form von Künstlicher Intelligenz.

Durch eine sogenannte Kamerabrücke am Rangierbahnhof in Nürnberg muss jeder Güterzug fahren. Daran sind etliche Lichtstrahler und neun große Kameras befestigt. Sie erfassen die Wagen und machen von allen Seiten hochauflösende Fotos. Eine Künstliche Intelligenz erkennt dann auf diesen Bildern frühzeitig Schäden, zum Beispiel ob Dachplanen gerissen sind oder ob die Bremsbeläge bald ausgetauscht werden müssen und der Wagen somit in die Werkstatt muss.

KI erhöht die Sicherheit

Sechs Jahre lang wurde das System in Nürnberg getestet – mit Erfolg. Nun geht das Projekt deutschlandweit an den Start. Sigrid Nikutta, DB-Konzernvorständin für den Güterverkehr und die bayerische Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) gaben dazu am Mittwoch (05.07.2023) den Startschuss. Nikutta erklärt zu dem System, dass es die Sicherheit erhöhe. Es ergänze die Arbeit der Mitarbeitenden, die aufgrund der Höhe mancher Wagen zum Beispiel nicht von oben auf sie drauf schauen könnten. "So eine Rundumbetrachtung mittels Fotos ist natürlich viel genauer und kann zu jeder Tages- und Nachtzeit durchgeführt", erläutert Nikutta.

300.000 Bilder pro Tag

13 Kamerabrücken hat die Bahn nun im ganzen Bundesgebiet auf Rangierbahnhöfen aufgestellt. Bis zu 10.000 Wagen fahren täglich durch. Projektleiter Achim Leister steht an einem Laptop und zeigt Bilder von zerrissenen Planen und Rädern mit geringem Bremsbelag. "Wir erzeugen am Tag 300.000 hochauflösende Bilder deutschlandweit und es ist selbstredend, dass kein Mensch sich diese Masse an Bildern anschauen kann. Und gerade wenn es seltene Anomalien sind, lassen sich diese sehr gut mit Methoden der Künstlichen Intelligenz aufspüren", erklärt er.

Keine Personaleinsparung

Dabei will die Bahn mit der neuen Software nicht am Personal vor Ort sparen. Sigrid Nikutta weist aber darauf hin, dass der Konzern aufgrund der Bevölkerungsentwicklung in Deutschland auch irgendwann zu wenig Arbeitskräfte haben werde. "Deshalb macht es Sinn, sich heute schon zu überlegen, welche Arbeiten automatisiert und digitalisiert werden können", so die Bahn-Vorständin.

Bald soll die KI auf den Bildern noch viel mehr erkennen, zum Beispiel womit die Züge beladen sind und ob die Ladung gut gesichert ist. Im Moment helfen die Kameras vor allem dabei, defekte Wagen schneller zu erkennen und damit die Reparatur und den ganzen Betrieb effizienter zu gestalten. Das Ziel von DB Cargo: mithilfe der KI künftig mehr Güter umweltfreundlich auf die Schiene zu bringen.

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