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Diclofenac Wer bei diesem Schmerzmittel aufpassen muss

Diclofenac ist ein bekanntes Schmerzmittel, sollte allerdings nur in Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin eingenommen werden. Wem davon dringend abgeraten wird und was Sie beachten sollten, lesen Sie hier.

Stand: 02.02.2024

Frau nimmt eine Schmerztablette ein | Bild: mauritius images / TPG RF

Wie wirkt Diclofenac?

Diclofenac ist ein Arzneistoff aus der Wirkstoffgruppe NSAR (Nicht steroidale Antirheumatika) beziehungsweise der NSAID (nonsteroidal antiinflammatory drugs). Es ist ein anti-entzündliches Medikament, das auf Ebene der Zelle angreift, damit die Entzündung nicht weitergeleitet wird.

Besonders in der Orthopädie, aber auch in anderen Feldern, nimmt man Schmerzmittel nicht ausschließlich zur Schmerzlinderung ein – ein anderer, oft viel bedeutenderer Punkt ist die Unterdrückung der hinter den Schmerzen stehenden Entzündung. Steht hinter den Schmerzen eine entzündliche Komponente, wie es zum Beispiel bei Rheuma, beziehungsweise bei rheumatischen Erkrankungen der Fall ist, geht es dabei vor allen Dingen darum, die Entzündung mit diesem Medikament zu hemmen.

Es gibt Krankheitsbilder auf die Diclofenac besonders gut wirkt, viel besser als alle anderen Medikamente aus der Gruppe NSAR, wie beispielsweise Aspirin oder Ibuprofen. Das sind vor allem Krankheitsbilder, die orthopädischen Ursprung haben. Aber auch bei einem Gichtanfall kann Diclofenac eingesetzt werden: "Der akute Gichtanfall ist eigentlich eine entzündliche Reaktion – mit Diclofenac wird die Entzündung unterdrückt und die Schmerzen gehen weg", so Betriebsarzt Dr. Tobias Benthaus. Kopfschmerzen zum Beispiel können mit diesem Medikament allerdings nicht behandelt werden.   

Wer darf kein Diclofenac einnehmen?

Ab den 50 mg-Tabletten ist Diclofenac rezeptpflichtig und das zurecht. Besonders Patienten und Patientinnen mit einer Vorerkrankung sollten die Einnahme von Diclofenac genauestens mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin absprechen, denn es gibt Vorerkrankungen bei denen dieses Medikaments auf keinen Fall eingenommen werden darf. Betroffen sind hier unter anderem Menschen mit einer Allergie gegen Diclofenac, Patienten und Patientinnen mit einer Leber- oder Nierenfunktionsstörungen, oder Magen- oder Darmgeschwüren, Darmentzündungen, Blutungen im Magen-Darm-Trakt, Blutbildungsstörung, Durchblutungsstörungen, Asthmaerkrankte, Menschen die unter einer Herzinsuffizienz leiden, oder auch Menschen mit einer Hirngefäßkrankheit oder Hirnblutungen.

2017 bestätigt eine Studie den Verdacht, dass Schmerzmittel unter anderem auf Basis von Diclofenac auch zu Herzproblemen bis hin zum Herzstillstand führen können. Auch das Risiko für Schlaganfälle wird erhöht. Die Einnahme von Medikamenten, die die Blutgerinnung beeinflussen (Beispiel Acetylsalicylsäure) in Kombination mit Diclofenac erhöht die Gefahr für Magen- oder Darmgeschwüre und Blutungen. Aber auch gesunde Patienten und Patientinnen sollten das Medikament nicht ohne Absprache einnehmen. "Die Einnahme dieses Medikaments sollte immer mit dem Arzt abgesprochen werden und vor allem sollte man nie unbedacht angebrochene Schachteln weiter nehmen, wenn gerade etwas schmerzt," warnt Dr. Benthaus. Diclofenac kann die Wirkung anderer Mediakmente beeinflussen.

Wie viel Diclofenac darf man einnehmen?

"Generell sagt man so lange wie nötig, da man damit die Entzündung bekämpfen will, aber so kurz wie möglich", erklärt Dr. Benthaus. Die 75 mg Retardkapseln sind allerdings explizit zur Kurzanwendung für maximal zwei Wochen angedacht mit einer maximal empfohlenen Tagesdosis von 150 mg pro Tag, also zwei Tabletten pro Tag. Bei den nicht Retardkapseln handelt es sich meistens um 50mg Tabletten – hier dürfen maximal 3 Tabletten am Tag eingenommen werden – die Dauer der Anwendung dieser Tabletten entscheidet der Arzt oder die Ärztin und sollte zwingend abgesprochen werden. "Das ist so individuell, dass man den Arzt fragen muss und wichtig ist, dass man das auch wirklich tut", weiß Dr. Benthaus. Denn die Tabletten sollten möglichst kurz und möglichst gezielt angewendet werden, bis die Symptome unter Kontrolle sind.

"Hier sollte man auf jeden Fall mit dem Hausarzt sprechen, weil man auch das Blutbild berücksichtigen sollte und allgemein internistischer Erkrankungen", klärt Dr. Benthaus auf.

Worauf muss man bei der Einnahme achten?

"Es ist gar kein so einfaches Medikament. Es wirkt sehr, sehr gut gerade im orthopädischen Bereich. Allerdings haben wir als Nebenwirkung ganz häufig Magenauffälligkeiten", weiß Dr. Benthaus. Besonders wichtig bei der Einnahme von Diclofenac ist deshalb ab der ersten Einnahme Magengeschwüren und Magenschmerzen vorzubeugen, indem man einen Magenschutz mit einnimmt. Insbesondere, weil man Diclofenac in der Regel nicht nur einmalig einnimmt, sondern über ein paar Tage hinweg, um Entzündungen zu lindern. Das heißt immer Protonenpumpeninhibitoren mit einnehmen. Der Protonenpumpenhemmer blockiert die Produktion der Magensäure - die Protonenpumpenhemmer Omeprazol oder Pantoprazol sind beispielsweise geeignet dafür. Den Magenschutz sollte man Konsequent einnehmen, denn er schützt vor potentiellen Magenschmerzen und Magengeschwüren.

Was ist mit dem Schmerzgel, das Diclofenac enthält?

Beim Gel ist es nicht ganz so kritisch, da der Wirkstoff kaum durch die Hautschutzbarriere dringt – hier gelingt der schmerzlindernde Effekt mehr über die Kühlung und teils über die Beigaben. "Eine wirksame Konzentration erreichen sie bei diesen Schmerzgelen in der Regel im tiefen Gewebe nicht", sagt Dr. Benthaus.  

Hören Sie hier auf der Blauen Couch Klaus Eder über:

https://www.ardaudiothek.de/episode/blaue-couch/klaus-eder-physiotherapeut-ueber-natuerliche-behandlung-im-leistungssport/bayern-1/12320725/


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