Hans-Dieter Kübler
Vom Fernsehkindergarten
zum multimedialen Kinderportal
50 Jahre Kinderfernsehen in der Bundesrepublik
Deutschland
Die Wünsche der Kinder an ihr bevorzugtes
Medium Fernsehen sind von Beginn an bis heute eher gleich geblieben.
Sie wollen Spaß haben, unterhalten werden und hin und wieder
auch etwas lernen. Ein kaum noch zu überblickender "Medienbetrieb"
– zuständig für das Kinderfernsehen – hat sich hieran
abgearbeitet.
Einleitende Sondierung und Einschränkung
Ein halbes Jahrhundert
Kinderfernsehen in einem Zeitschriften-Artikel zu rekonstruieren
und einzuordnen, kann notgedrungen höchstens als grober, jeweils
zu differenzierender Überblick gelingen. Zu viele Aspekte und
Kontexte sind inzwischen aufgearbeitet, zu viele Studien, Dokumente
und vor allem Programmstunden haben sich zwischenzeitlich angehäuft
– und nicht zuletzt gibt es mittlerweile zu viele Sender und Programme.
Neben der angestammten Dokumentations- und Forschungsstelle, dem
Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen
(IZI) beim Bayerischen Rundfunk in München (zuletzt bei der
Tagung am 11./12. Dezember 2001), sind vor allem an der Universität
Siegen, im Rahmen des dort seit 1986 eingerichteten DFG-Sonderforschungsbereichs
zu den "Bildschirmmedien", etliche Untersuchungen zum Kinderfernsehen
verfasst, einschlägige Symposien und Diskussionen durchgeführt,
sind Programmstunden archiviert und Dokumente gesammelt worden (vgl.
Erlinger/Stötzel 1991; Erlinger/Foltin 1994; Erlinger 1997;
Erlinger u.a. 1998; Erlinger 1998; Erlinger 2000). All dies aufzuarbeiten,
übersteigt nicht nur die Kapazität eines Einzelnen und
den hier verfügbaren Raum, es ist auch für den hier angestrebten
Zweck im Detail nicht mehr erforderlich, denn vieles lässt
sich anderswo nachlesen. Allerdings bleibt zu bedenken, dass sich
mit dieser Fülle und Vielfalt von historischen Fakten, diversen
Prozessen, heterogenen Details und widersprüchlichen Einschätzungen
die großen historischen Linien immer schwieriger ziehen lassen,
zumal wenn sie das Thema nicht nur aus interner Sicht skizzieren,
sondern es in mancherlei Kontext – in gesellschaftlichen, pädagogischen
und forschungsspezifischen allemal – einfügen wollen.
Denn aus dieser Sicht ist Kinderfernsehen
nicht nur ein Programm, vielmehr ein Zusammenspiel vielerlei Bedingungen,
Strukturen und Aktivitäten, vielerlei Produkte, Formate und
Akteure, das man mit Knut Hickethiers Vorschlag für das Fernsehen
allgemein als "Dispositiv" (Hickethier 1993) belegen könnte.
Heuristisch lassen sich darunter mindestens folgende Komponenten
rubrizieren, die ihrerseits wieder miteinander verflochten sind
und bereits jeweils aus mancherlei Perspektiven dokumentiert und
mit diversen Aspekten untersucht wurden (wie wenigstens exemplarisch
aufgezeigt werden soll):
- Das explizite oder erklärte Fernsehprogramm
für Kinder mit all seinen Genres, Programmtypen und inzwischen
auch Kanälen, das mittels inhaltsanalytischer Methoden dokumentiert
und typisiert werden kann.
- Daneben oder vorrangig die Tätigkeit
des Fernsehens von Kindern, wie sie singuläre Nutzungserhebungen
oder regelmäßige Einschaltmessungen eruieren; ihre
Favoriten sind seit jeher die periodisch wiederkehrenden Serien
am frühen Abend, inzwischen auch Soaps, Zeichentrickfilme
und Videoclips, die deshalb auch als die (un)heimlichen Kinderprogramme
bezeichnet werden.
- Die Produktionen und Produzenten, die
explizit Kinderfernsehprogramme machen, ihre Konzepte, Diskussionen,
Moden und natürlich auch die materiellen, organisatorischen
und redaktionellen Bedingungen, unter denen sie produzieren, die
mittels Produktions- und Dokumentenanalysen eruiert werden.
- Die Produktionen und Produzenten, die
nicht explizit Kinderfernsehprogramme herstellen, aber für
ihre Produkte Kinder als Zielgruppe vorrangig oder nebenbei einbeziehen
sowie ihre Vermarktungsstrategien, Erfahrungen und Stile – heute
von der Werbung über Zeichentrickfilme, von Pop-Musik bis
hin zu Medienverbünden, vom Spielzeug bis zu Internet-Portalen,
mit dem Fernsehen immer noch als Leitmedium – auf Kinder und ihre
Familien ausrichten; sie werden in diversen Medienanalysen aufgearbeitet.
- Die öffentlichen Reflexionen über
und Auseinandersetzungen mit dem Kinderfernsehen wie mit der kindlichen
Tätigkeit des Fernsehens, die sowohl von Laien wie von Wissenschaftlern,
von Programmverantwortlichen wie Pädagogen, von Erziehern,
Lehrern und Eltern, Beratern und Therapeuten unter nahezu sämtlichen
Aspekten, nämlich pädagogischen, psychologischen, juristischen,
soziologischen und auch marktstrategischen, geführt werden,
unter besorgten, neutral-deskriptiven, kritischen, inzwischen
auch ökonomisch-utilitaristischen Vorzeichen. Dabei bleibt
zu beachten, dass die privaten Reflexionen in den Familien, in
Beratungsgesprächen, aber auch die halböffentlichen
in Kindergärten, Schulen und Heimen nicht dokumentiert sind,
aber sicherlich ebenso zum öffentlichen Image und zur allgemeinen
Einschätzung des Kinderfernsehens beitragen.
All diese Dimensionen sind partiell aufgearbeitet,
zumindest dokumentiert, aber bislang noch nicht hinreichend aufeinander
bezogen, so dass eine solche Gesamtsicht auch hier nicht geleistet
werden kann; mit unausweichlichen Lücken und Vergröberungen
muss mithin gerechnet werden.
1. Die Anfänge der "Kinderfernsehstunde"
Wenige Monate nach Beginn des Fernsehversuchsprogramms
des Hamburger Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR), nämlich bereits
ab 25. April 1951, beginnen Kinderfernsehsendungen, geleitet von
Dr. Ilse Obrig, die ihre Kinderstunde oder ihren Kinder-Fernsehfunk
mit Bastelanleitungen, Sing- und Melodienspielen, Vorlesereihen,
Turnübungen, Zauberkunststücken etc. fortführt, wie
sie schon im nationalsozialistischen Radio und Fernsehen ausgestrahlt
wurden. Diese Sendung wird ab März 1952 vom NWDR in Berlin
übernommen, aber als Live-Ausstrahlung muss sie jeweils vor
Ort, im Studio, neu produziert werden (Hickethier 1991; Hickethier
1998a, S. 133): Doch außer dieser expliziten Kindersendung
finden sich noch andere Programmangebote, die sich an Kinder richten:
nämlich vornehmlich Puppensendungen des Hohensteiner Puppentheaters,
ab 1953 auch der Augsburger Puppenkiste, ebenso Puppen- und Schattenspielfilme,
ab 1953 sogar erste Zeichentrickfilme wie Kalif Storch (4.
Feb. 1952) oder Spielfilme wie Das doppelte Lottchen (21.
Mai 1951).
Die
Unterscheidung, was zum Kinderprogramm zählt und was nicht,
ist also schon beim ersten, noch überschaubaren Fernsehprogramm
nicht ganz klar, und es wird im Laufe der Fernsehgeschichte immer
weniger, bis sie dann unter dem Diktat der Konkurrenz zwischen öffentlich-rechtlichen
und privaten Fernsehanbietern vollends verwischt und nur noch mit
dem markanten Beschluss, spezielle Kanäle, also Spartenprogramme
für Kinder, einzurichten, entschieden werden kann. Vollends
offensichtlich wird diese Problematik, als erstmals Anhaltspunkte
über die Nutzung des Fernsehprogramms durch Kinder erhoben
werden. Beauftragt wird dazu der Osnabrücker Pädagoge
Horst Wetterling von der Ständigen Programmkonferenz der ARD
im Jahr 1958; seit Ende 1956 ist er in ein Gutachtergremium für
das Kinderfernsehen berufen worden. Am 1. April 1956 hat sich unter
Beteiligung von sechs ARD-Anstalten (NWDR, SFB, BR, HR, SDR und
SWF) das Nachmittagsprogramm etabliert, in dem täglich, zwischen
16.30 und 17.30 Uhr, altersspezifische Sendungen für Kinder
ab vier und über acht Jahren ausgestrahlt werden. Das für
1956 dokumentierte Programm weist bereits eine beachtliche formale
Vielfalt auf (Schmidbauer 1987, S. 26 ff); zurückgedrängt
sind jedenfalls bereits die bis 1954 überwiegenden Studiosendungen
(Stötzel/Merkelbach 1991, S. 152; Klein 1998, S. 517). Fiktionale
und journalistische Formen sollen verstärkt im Programm vertreten
sein, wie die damals geführten Diskussionen belegen; besonders
die Kleinen zwischen vier und sieben Jahren seien im Programm zu
wenig beachtet.
An der Qualität und Vielfalt des Programms
hat Wetterling in seinem Gutachten offenbar wenig auszusetzen, er
lobt vor allem die stärkere Berücksichtigung "erdichteten
Geschehens" und den Verzicht der ARD-Anstalten auf Disney-Filme,
allein den Mangel an Märchenfilmen moniert er. Zusammen mit
anderen Gutachtern wie Martin Keilhacker und Erich Wasem empfiehlt
Wetterling – man könnte sagen: wie schon in den 20er-Jahren
die Kinoreformbewegung – das pädagogisch behutsame (oder auch
bewahrende) Kinderprogramm als "Gegengewicht gegen jene Scheinwelt"
(Schmidbauer 1987, S. 34) zu positionieren, die Kulturkritiker wie
Wolfgang Buhr und Günter Anders schon dem Fernsehen anlasten.
Ignoriert hat Wetterling allerdings die ersten
Erkenntnisse aus Erhebungen über das Sehverhalten von Kindern.
Zwar sind Fernsehapparate zunächst noch wenig in privaten Haushalten
verbreitet, weshalb man anfangs bevorzugt in Kneipen fernsieht,
deren Wirte auch für Kinder Sehnachmittage veranstalten (Hickethier
1998b, S. 83 f). Aber die Verbreitung steigt rasch an: von 11.658
im Jahr 1954 auf 1.211.935 (1958) und 3.375.003 Fernsehgeräte
im Jahr 1960 (ebd. S. 112). Von den 400 Kindern im Alter zwischen
10 und 14 Jahren, die nach ihrer Beurteilung des Kinderprogramms
und nach ihren Lieblingssendungen befragt werden, votiert nämlich
die Mehrheit bereits damals für Sendungen, die nicht im Kinderprogramm,
sondern im so genannten Vorabendprogramm laufen, also in jenem Programm,
das sich seit der erstmaligen Ausstrahlung von Werbung im BR am
3. November 1956 als Mischung von Regionalsendungen, Serien und
Werbespots herausbildet (ebd. S. 135). Doch anders als beim Kino
lässt sich der Zugang zu den Programmen, der mit der erwünschten
wachsenden Verbreitung von Fernsehapparaten zunehmend in der Privatheit
der Familie stattfindet, nicht öffentlich kontrollieren und
reglementieren; vielmehr obliegt die Kontrolle des Fernsehkonsums
der Kinder allein den Eltern, weshalb öffentlich eine Bedrohung,
wenn nicht Unterminierung der vorgeblichen Unversehrtheit und Harmonie
der Familie befürchtet wird. Bereits 1956 wenden sich die beiden
Kirchen gegen die "Verödung und Versteppung der Familiensituation"
und rufen die Fernsehmacher auf, "die Unterhaltung und die Eigentätigkeit
in der Familie zu fördern" (Stötzel/Merkelbach 1991, S.
150). Allein ein restriktiveres Programmangebot beeindruckt offenbar
kaum.
Zwischen Restauration und Modernisierung
kennzeichnet Knut Hickethier (1998b, S. 110 ff) diese erste Phase
bundesdeutscher Entwicklung, in die auch die Anfänge des Fernsehens
eingebunden sind: Als neue Technologie und vielversprechender Markt
soll es sich entwickeln, als unheimliche Programmwelt und Eindringling
in die Privatheit ist es zumal konservativer Mentalität suspekt.
Selbst wenn der damalige Bundesfamilienminister Franz-Josef Wuermeling
die Bildungspolitik und den von ihr zu steuernden Umgang mit Medien
durch Kinder als "Waffe" zur "Abkehr des östlichen Bolschewismus,
des Materialismus und des Egoismus" einsetzen will, wie Michael
Schedler (1975, S. 12) in seinem "polemischen" (Hickethier 1991,
S. 99) Abriss der Geschichte des Kinderfernsehens behauptet, spiegelt
nicht zuletzt das Kinderfernsehen mit seinen Widersprüchen
zwischen normativer Restriktion und vorsichtiger medialer Öffnung
eher solche Ambiguität wider. Dass damals bereits Programme
für Kinder zwischen vier und acht Jahren angeboten und auch
gerechtfertigt werden, indiziert eher jene Offenheit, die sich ebenfalls
im Einkauf kommerzieller Streifen bestätigt. Dass man dabei
den größten Produzenten von Kindermedienwaren, nämlich
den Disney-Konzern, ausschließt, belegt wiederum das Gegenteil.
Jene repressiven Tendenzen gewinnen offenbar
während des Kinobooms in den 50er-Jahren – 1956 verzeichnen
die Kinos mit 817,5 Millionen Besuchern einen Rekord, 1961 sind
es etwa 300 Millionen weniger (Prokop 1970, S. 169) – die Oberhand.
Nach heftigen Kontroversen verschärft der Gesetzgeber das 1951
ergangene Gesetz zum Schutz der Jugend in der Öffentlichkeit
in seinem § 6 dahingehend, dass am 27. Juli 1957 für Kinder
unter sechs Jahren ein Kinobesuch generell verboten ist und insgesamt
die Altersgrenze auf 18 Jahre angehoben wird (Dickfeldt 1979). Offenbar
dem gesellschaftlichen Druck nachgebend, glaubt auch die ARD, dieses
Verdikt am 1. November 1958 übernehmen zu müssen und bei
der Neugliederung des Nachmittagsprogramms nur noch Kindersendungen
für die 8- bis 12-Jährigen zu verbreiten – obwohl vom
Gesetzgeber noch gar nicht an das Fernsehen gedacht worden ist (Schmidbauer
1987, S. 21; Stötzel/Merkelbach 1991, S. 153).
Eine in Siegen durchgeführte quantitative
Inhaltsanalyse (Stötzel/Merkelbach 1991) identifiziert drei
Präsentationsformen als kennzeichnend für das Kinderprogramm
der 50er-Jahre: voran Puppenspiele in allen Variationen (Stock-,
Handpuppen, Marionetten) mit einem durchschnittlichen Anteil von
20%; sodann Demonstrationen im Studio, die erzählende Kinderstundentante,
der anregende Bastelonkel oder der gesellige Wettbewerb unter Studioscheinwerfern
(22,5%), und endlich Spielfilme (durchschnittlich 10,4%). Im Laufe
dieser Jahre nehmen die Studiopräsentationen sukzessive ab,
ihr Anteil fällt von 39% (1954) auf 7% (1960). Hingegen steigt
der Anteil von Spielfilmserien und Einzelspielfilmen zumal ab 1958
durch Einkauf signifikant auf über 26% an. Scherenschnitte,
Schattenspiele und Trickfilme sind in den Anfängen wohl aufgrund
der hohen Produktionskosten minimal – zu höchstens 2% – vertreten
(Stötzel/Merkelbach 1991, S. 175).
Im Juni 1960 werden die bereits gefassten
Grundsätze als "Empfehlungen für ein Nachmittagsprogramm
unter besonderer Berücksichtigung der Kinder- und Jugendsendungen"
(Schmidbauer 1987, S. 39 ff) bekräftigt. Von nun an bis zur
umstrittenen Eröffnung der "Fernsehvorschule" (Geisler/Kalb
1975) Ende der 60er-Jahre sollen Kinder bis zum Alter von acht Jahren
möglichst nicht fernsehen, mindestens werden für sie explizit
keine Sendungen ausgestrahlt, und dies ungeachtet der wachsenden
Kenntnisse über die Sehgewohnheiten von Kindern. In England
führen nämlich Ende der 50er-Jahre Hilde T. Himmelweit
u.a. (1958) bei rund 4.500 Schulkindern im Alter von zehn bis vierzehn
Jahren aus vier britischen Städten umfangreiche, mehrmethodische
Erhebungen durch; in den USA folgen Wilbur Schramm u.a. (1961) einige
Jahre später mit einer vergleichbaren Studie, ebenso Takeo
Furu (1962; 1971) für Japan.
Sie fördern alle ähnliche Daten
und Erkenntnisse zu Tage, deren Größenordnungen und Tendenzen
seither in der Kinderfernsehforschung trotz veränderter Bedingungen
und Angebote immer wieder bestätigt werden (Kübler 1980;
Klingler/Groebel 1990): Kinder beginnen mit zwei, drei Jahren mit
ihrem Fernsehkontakt; ab dem dritten Lebensjahr steigt die durchschnittliche
Fernsehnutzung bis zum zwölften, dreizehnten Lebensjahr kontinuierlich
an, erreicht in diesem Alter ihren absoluten Höhepunkt von
damals etwa zwei Stunden täglich, bei Jungen eher und höher
als bei Mädchen, und sinkt während der Phase des Jugendalters
relativ ab. Alle Kinder sehen und bevorzugen Programme für
Erwachsene, je älter sie sind, umso mehr. Schädliche Einflüsse
auf die Gesundheit, Psyche und das Verhalten der Kinder können
bei einem durchschnittlichen Fernsehkonsum ebenso wenig empirisch
nachgewiesen werden wie positive. Vorsprünge im Wortschatz
und im Lösen von Aufgaben haben Kinder, die Lernprogramme im
Fernsehen rezipieren, nur temporär, und die Kinder, die nicht
fernsehen, können sie bei entsprechender pädagogischer
Förderung rasch aufholen. Haben sich anfangs soziale Divergenzen
beim Fernsehen bemerkbar gemacht – zunächst zeigen sich die
sozial höher stehenden Schichten dem neuen Medium gegenüber
recht zurückhaltend, wenn nicht skeptisch, und Wenig-Begüterte
können sich die teuren Geräte nicht leisten -, nivellieren
sich diese mit der wachsenden Verbreitung des Fernsehens bis hin
zur Sättigung. Gefragt, welche Aktivitäten der extensive
Fernsehkonsum von Kindern verdrängt, stellen sich eher nicht-soziale
Betätigungen und kulturell anspruchslose, wie die ohnehin minderbewertete
Lektüre von Comics, Abenteuergeschichten und das Herumtrödeln
schlechthin heraus, nicht aber kulturell ambitionierte und solche,
die mit Gleichaltrigen stattfinden. Bis heute ziehen Kinder gemeinhin
das Spielen mit anderen, sämtliche Outdoor-Aktivitäten
und konkrete Beschäftigungen dem Fernsehen vor.
2. Mit der "Fernsehvorschule" werden die
jüngsten Zuschauer (wieder)entdeckt
Für die weitere Periodisierung der Geschichte
des deutschen Kinderfernsehens lassen sich entweder jene "Empfehlungen"
vom Juni 1960 oder erst die Aufnahme eines Vollprogramms durch das
ZDF am 1. April 1963 anführen (Stötzel 1991, S. 77; Hickethier
1998b, S. 160 ff, S. 232 ff).Vor allem infolge der vielfältigen
gesellschaftlichen, nicht zuletzt bildungspolitischen Veränderungen
sind die 60er-Jahre nicht mehr als so relativ homogen zu sehen wie
die 50er-Jahre.
Jedenfalls wird der betuliche Fernsehkindergarten
schrittweise verabschiedet, die Mattscheibe wandelt sich – auch
entgegen manchen öffentlich vorgebrachten Vorbehalten – zum
Pantoffelkino für Kinder und muss dabei zwangsläufig auf
Importwaren der internationalen, vor allem amerikanischen Produktion
zurückgreifen. Die besorgen sich die größeren ARD-Anstalten,
der BR, WDR und NDR, bald weltweit, da ab 1958 die jeweiligen Produktionsanteile
auch am Kinderprogramm vertraglich fixiert sind. So schickt der
BR importierte Serien wie Fury und Gösta Nordhaus
ins Programm (Stötzel/Merkelbach 1991, S. 171), der Nordwestdeutsche
Rundfunkverband (NWRV) Corky, denen wenig später Die
Texas Rangers, Capt'n Grief und Union Pacific
folgen (Schmidbauer 1987, S. 22).
Von den Kindern werden diese marktgängigen
Novitäten begeistert aufgenommen und gesehen, wie sporadische
Befragungen ausweisen (ebd. S. 30 ff). Auch die wenigen Zeichentrickfilme
stehen hoch in der Gunst des Kinderpublikums, und sicherlich hätte
es auch Streifen von Walt Disney genossen, wenn die ARD-Anstalten
sie nicht immer noch demonstrativ abgelehnt hätten. Auf Dauer
verhindern lassen sie sich nicht, im Kino feiern etwa Susi und
Strolch 1956 Uraufführung (Manthey 1987, S. 194), und Micky
Maus begeht mit diversen Cartoon-Potpourris 1959 bereits ihr
30-jähriges Kino-Jubiläum. Auf dem Bildschirm jagen sich
bald Tom und Jerry durch immergleiche Abenteuer, produziert
von den MGM-Studios, seit die Serie hierzulande ab 1955 vom Semrau-Verlag
vertrieben wird. Auf solchen Medienverbund, der bald vom Fernsehen
initiiert und getragen wird, spezialisiert sich insbesondere der
Neue Tessloff-Verlag, der Tom und Jerry 1959 von Semrau übernimmt
und bereits seit 1958 mit Lassie, dem schnell beliebten Fernsehhund,
als Titelfigur 20-seitige Geschichten herausgibt. Ihm folgen bald
alle anderen Serienimporte aus dem Vorabend- und Abendprogramm mit
ihren Prototypen: also die "Fernsehabenteuer" mit Rin-Tin-Tin,
Fury, Corky, Wyatt Earp, mit den Texas Rangers,
mit Velvet und King und anderen.
Ab 1. April 1963 beginnt das ZDF zu senden,
aber die vorausgegangenen politischen Querelen verweigern ihm genügend
Ressourcen für eigene Produktionen, selbst beim Kinderfernsehen.
Zwar diskutieren die Verantwortlichen ausführlich und kontrovers
über den "Sinn und die bisher angebotene Qualität des
Kinderfernsehens" (Löhr 1991, S. 49), doch jene fehlenden Produktionsmöglichkeiten
und beschränkten Etats bestimmen die Programmpraxis: Bis 1970
bemüht man sich beim ZDF nicht sonderlich um ein explizites
Kinderprogramm, vielmehr streut man seit 1966 eher beliebig die
eine oder andere Sendung für Kinder ins Nachmittagsprogramm.
Sind die pädagogischen Urteile über
Kinder und Fernsehen anfangs noch recht pauschal und ohne empirische
Verifikation wertend ausgefallen, beginnt sich in den 60er-Jahren
allmählich eine seriöse Forschung durchzusetzen. Doch
auch sie bleibt offenbar der konventionellen Direktive verhaftet,
selbst wenn empirische Erhebungen zu gegenteiligen oder zumindest
relativierenden Befunden kommen. So plädieren die beiden Hamburger
Pädagogen Fritz Stückrath und Georg Schottmayer (1967)
nach einer der ersten empirischen, einigermaßen repräsentativen
Erhebung zur Fernsehnutzung von Kindern und Jugendlichen unbeirrt
dafür, noch 6- bis 9-jährige Kinder vom Bildschirm fernzuhalten
(ebd. S. 325). Nach wie vor befürchtet man eine nachhaltige
Störung der familialen Privatheit und eine Beeinträchtigung,
wenn nicht Retardierung der psychisch-kognitiven Entwicklung der
Kinder. Erst mit der Einführung des Vorschulfernsehens verschwinden
diese Vorbehalte zumindest teilweise, mitunter werden sie durch
euphorische, ebenso wenig gesicherte Erwartungen über die Lernwirkungen
des Fernsehens konterkariert. So lassen sich mithin gewisse Konturen
der Forschung unterscheiden, die nicht zuletzt von externen, oft
auch normativen Motiven gesteuert sind und nicht allein der unvoreingenommenen
Erkenntnis dienen (Schmidbauer/Löhr 1988; Kübler 1980;
1989).
Erst ab 1970 bietet das ZDF jeweils 30 Minuten
Kinderprogramm mittwochs, samstags und sonntags, meist in Magazinform
– etwa unter dem Titel (das Murmeltier) Kalle Schwobbel präsentiert.
Bis dahin sind die Kinder indes längst von den eingekauften
Serien fasziniert, die der Sender im Vergleich zur ARD nunmehr verstärkt
ausstrahlt: Bronco, Fury, Flipper, Lassie,
Auf Safari, In der Bucht von Kitty Hawk und Die
kleinen Strolche werden in kürzester Zeit zu Markenzeichen
dieser Kinderunterhaltung im Fernsehen, sie beeinflussen und prägen
ihrerseits die Kinderkultur im immer weiter ausgreifenden, engmaschigeren
und professioneller agierenden Medienverbund-Markt (Schmidbauer
1987, S. 39 ff; Löhr 1991, S. 40; Schmidbauer/Löhr 1985;
Kübler 1994). Eine beliebte Serie des ZDF-Vorabendprogramms
wird die von den Warner Brothers-Studios für das amerikanische
Fernsehen produzierte Zeichentrickserie Schweinchen Dick,
in deren Episoden die Titelfigur, der Hase Bugs Bunny, die
Ente Daffy Duck, der Laufvogel Roadrunner, die Katze
Tweety und der Kanarienvogel Sylvester ihre turbulenten
Abenteuer, hektischen Verfolgungsjagden und die in der Comicsymbolik
üblichen Schlägereien bestehen. Sie lösen in der
bundesdeutschen Öffentlichkeit abermals heftige Diskussionen
über die gefährliche, völlig unmotivierte Aggressivität
und über ihre Wirkungen auf Kinder aus, die nunmehr auch mit
vorgeblich wissenschaftlichen Studien der experimentellen Psychologie
munitioniert werden (Silbermann u.a. 1974). 2001 läuft Schweinchen
Dick in SAT.1, übrigens im Kinderprogramm an den Vormittagen
der Wochenenden.
Aber auch andere Redaktionen wollen unterdessen
die überholten Fesseln eines vornehmlich bewahrpädagogischen
Verständnisses des Kinderfernsehens abstreifen und Kindern
Spaß und Unterhaltung liefern: Im größten Sender,
dem WDR (25% Anteil am ARD-Programm), wird der Lokaljournalist Gert
K. Müntefering 1963 als einziger hauptamtlich mit dem Kinderfernsehen
betraut. Sein Abteilungsleiter, Siegfried Mohrhof, und er setzen
an Stelle des pädagogischen ein – wie sie es nennen – journalistisches
Konzept, das sie 1967 in zehn programmatischen Thesen zuspitzen:
"Unterhaltung" – heißt es da – ist "keine für besonderes
Liebsein verabreichte süße Sonderration, sondern essenzieller
Bestandteil des Lebens der Kinder und damit auch eines Programms
für Kinder". Außerdem sollen gute Filme mit Empathie
für die kindliche Welt und "Verzauberung auf Zeit" produziert
werden, die der "gesellschaftlichen Wirklichkeit entsprechen" und
"eine kritische Distanz zum technischen Instrument Fernsehen" ermöglichen
(zit. nach Kübler/Lipp 1979, S. 211; vgl. nun als persönlicher
Rückblick Gangloff 2000b). Da solche Filme in Deutschland nicht
verfügbar sind, werden sie in Ländern mit reicherer Tradition
des Kinderfilms, wie etwa in der CSSR, eingekauft: zunächst
Clown Ferdinand und die Rakete (1964). Außerdem bahnen
sich Koproduktionen an, die zu den Maulwurf-Szenen, den Vorläufern
der bis heute erfolgreichen Sendung mit der Maus und zu den
hoch gelobten Pan Tau-Filmen (1971/72, 1975) führen.
Ferner werden Magazine wie Schlager für Schlappohren
(ab 1966), moderiert von der Puppenfigur Hase Cäsar,
und der Spatz vom Wallraffplatz (ab 1969) produziert. Sie
sollen vor allem Fernsehen für Kinder "transparent" machen
und so deren – wie man heute sagen würde – Medienkompetenz
fördern. So streifen Kasperle und René durch
ausländische Studios und beobachten, wie anderswo Fernsehen
gemacht wird, Hase Cäsar zieht als Discjockey durch
die Fernsehstudios, diskutiert über Popmusik und erklärt
nebenbei, wie eine Sendung produziert wird. Der Spatz vom Wallraffplatz
besteht seine Abenteuer vor dem Sendehaus, zwischen Müllkutschern,
Feuerwehrleuten und Kameramännern. Und die Lach- und Sachgeschichten
(seit 1970), die seit 1972 zur Sendung mit der Maus werden,
veranschaulichen und erklären in kurzen, möglichst lustigen
Geschichten den Kindern all die vielen Dinge und Geheimnisse des
Alltags, wie sie entstehen und funktionieren, wo sie herkommen und
wozu sie zu gebrauchen sind. Als aber kritische Filmemacher wie
Edgar Reitz mit seiner Filmstunde (1968), Gloria Behrens
und die Berliner Filmgruppe Naunystraße sozialkritische Produktionen
unter Beteiligung von Kindern realisieren wollen, bleiben ihnen
die Studios des WDR verschlossen. Beim Süddeutschen Rundfunk
kann Gloria Behrens ihre fünfteilige Sendereihe Die Kinder
vom Hasenbergl (1972) sowie einige Spielfilme produzieren und
markiert damit einen parteilichen Realismus im Kinderprogramm, der
Schule macht (Schedler 1975).
Abermals eher externen denn programmlichen
Motiven ist es zu verdanken, dass Ende der 60er-, Anfang der 70er-Jahre
die "Fernsehvorschule" (Geisler/Kalb 1975) eröffnet wird und
nun endgültig den faktisch nie wirksamen Ausschluss der kleineren
Kinder (bis sechs Jahre) vom Fernsehprogramm offiziell aufhebt:
Im Zuge einer allgemeinen Bildungskampagne und -reform soll nun
auch das Fernsehen Kindern Bildung – zunächst: kognitives Training
von Buchstaben und Zahlen, später auch soziales Lernen – vermitteln
– eine Idee und Erwartung, die nach den Rückschlägen der
direkten, über Personen vermittelten Vorschulprogramme in den
unteren sozialen Schichten gerade in den USA vertreten wird. In
der Bundesrepublik wird diese Kehrtwende nicht ohne die überkommenen
Vorbehalte von Seiten der Bewahrpädagogik (Flemmer 1974), aber
auch von gegenteiliger Warte vollzogen (Holzer 1974; Geisler/Kalb
1975; Projektgruppe Kinderfernsehen 1975; Schedler 1975). Beim BR
(Spielschule, ab 1969), dem WDR (Lach- und Sachgeschichten)
und dem NDR (Maxifant und Minifant, seit 1971) werden nun
Magazine für Kleinkinder entwickelt, die sie mit der Wirklichkeit
vertraut machen, ihnen Selbstständigkeit vermitteln und soziale
Benachteiligungen ausgleichen wollen.
Am 10 . November 1969 erlebt Sesame Street,
eine von dem eigens gegründeten CTW (Children’s Television
Workshop) ausgestrahlte Lernserie, in New York ihre sensationelle
Welturaufführung; auf dem Prix Jeunesse International
1970 in München erringt sie den ersten Preis. Das Exportgeschäft
kann beginnen; vier Jahre danach ist die Serie in über 50 Länder
verkauft, aber nur drei fremdsprachige Versionen (spanisch, portugiesisch
und deutsch) werden angefertigt. Von deutscher Seite bewerben sich
das ZDF wie auch der NDR für die ARD um die Lizenzen. Der NDR
bekommt den Zuschlag und kann zunächst 30% (später 50%)
der Serie neu bearbeiten; ausgestrahlt wird sie in den Dritten Programmen
zunächst der norddeutschen, dann auch der süddeutschen
Sender; allein der Bayerische Rundfunk bleibt bei seiner Ablehnung.
Ohne Frage leitet Sesame Street eine
neue Phase im Kinderfernsehen ein: Mit einem stringenten Konzept,
wissenschaftlich begleitet, geprüft und marktstrategisch lanciert,
ist die Lernserie ein breit angelegtes, weltweit vermarktetes "Multi-Media"-Projekt
für Kleinkinder mit dem Fernsehen als Leitmedium: Fantastische
Puppen (Muppets) fungieren als Leitfiguren und Stars der Serie,
erwachsene Realfiguren verkörpern freundliche, immer Verständnis
und Toleranz zeigende Vorbilder. Die Filmsequenzen werden aus kurzen
Trickfilmen, Real- und Puppenszenen gemischt. Ihre Dramaturgie-
und Pauktechniken sind den Werbespots (Commercials) nachempfunden
und verfolgen Lernziele, süffige Slogans sollen den Kindern
Buchstaben und Zahlen einpauken. Verkauf und Vermarktung laufen
präzise wie bei einer großen Werbe- und Imagekampagne
ab: In den USA werden kirchliche, politische und Bürgergruppen
aktiviert, Eltern und LehrerInnen übernehmen Patenschaften,
so genannte "Viewing Centers" werden eingerichtet. In Kindergärten,
Schulen und Erziehungsberatungsstellen werben Animateure und Vertrauenspersonen
für die Serie und ihre regelmäßige Rezeption. Politiker
und Showgrößen verdingen sich als Prestigegaranten, und
eine eigens geschaffene Zeitung, nämlich der Sesame Street
Newsletter, bringt periodisch Hintergrundinformationen und weitere
Vorausschauen. Weltweit werden außerdem Zusatzprodukte angeboten:
1973 führt sie CTW in einem 32-seitigen Katalog auf: Mehr als
20 Firmen produzieren Bücher, Comics, Kalender, Spielzeug,
Poster, Filme, Schallplatten, Kleider, Speisen und Getränke,
Möbel und andere Produkte (Projektgruppe Kinderfernsehen 1975,
S. 146).
Der Boom des Vorschulfernsehens motiviert
eine Fülle von Studien über diese Programme, aber bald
auch darüber hinaus. Wiederholt wird nun nach Wirkungen des
Fernsehens auf Kinder gefragt, seien sie positiv, also Lernergebnisse,
oder – weitaus häufiger – seien sie negativ, also problematische
Sichtweisen, bedenkliche Vorbilder und unerwünschte Verhaltensweisen.
In Bibliografien sind diese Studien in der Zwischenzeit erfasst
(Meyer/Nissen 1977; Dumrauf 1979; Schmidbauer/Löhr 1988; Löhr
u.a. 1999; Schmidbauer/Löhr 2000). Neben den Programmverantwortlichen
und Sendern beschäftigen sich zunehmend VertreterInnen der
akademischen Forschung mit solchen Fragestellungen und strengen
Untersuchungen an. 1965 gründet der Bayerische Rundfunk das
Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen
(IZI), zunächst gedacht als Planungs- und Begleitinstitut
für das im Dritten Fernsehprogramm aufzubauende intensive Studien-
und Bildungsprogramm (Hickethier 1998b, S. 225). Mit der Berufung
der Psychologin Hertha Sturm zur Wissenschaftlichen Leiterin des
IZI (1974 bis 1979) widmet sich das Institut zunehmend medienpsychologischen
Fragestellungen, nicht zuletzt deshalb, um psychologische Erkenntnisse
über Wirkungen des Fernsehens auf Kinder in die Programmkonzeption
einzubeziehen (Grewe-Partsch/Groebel 1987). Heute verfügt das
IZI mit seiner Fachbibliothek und seinen Dokumentationen über
das umfangreichste Reservoir einschlägiger Erkenntnisse und
Befunde und publiziert sie in speziellen Reihen sowie in der zweimal
jährlich erscheinenden Zeitschrift TelevIZIon. Darüber
hinaus führt das Institut eigene Forschungsprojekte durch,
die vornehmlich neue Programmformate des Kinderfernsehens untersuchen.
1973 befassen sich die sechsten Mainzer Tage der Fernsehkritik
des ZDF erstmals mit dem Thema "Kinder vor dem Bildschirm" (Heygster/Stolte
1974) und bringen die Problematik in eine breitere Öffentlichkeit.
Programmanalysen werden aus medienwissenschaftlicher Sicht in Forschungsprojekten
in Tübingen (1975 bis 1979) (Kübler/Lipp 1979; Kübler
u.a. 1981) und vor allem in Siegen (ab 1986) durchgeführt (Erlinger/Foltin
1994).
Eine beachtliche Kontinuität kann das
ebenfalls in München ansässige, 1949 gegründete Institut
Jugend Film Fernsehen, heute: JFF - Institut für
Medienpädagogik in Forschung und Praxis aufweisen: Gegründet
von dem Psychologen-Ehepaar Margarete und Martin Keilhacker, um
das Filmerleben von Kindern und Jugendlichen empirisch zu studieren
und pädagogische, bisweilen noch recht rigorose Ratschläge
immerhin wissenschaftlich begründen zu können (vgl. Schorb
1995, S. 36 ff), befasst sich das JFF heute mit allen Medien in
Theorie, Forschung und Praxis und untersucht – ausgehend von einem
unvoreingenommenen Konzept der Medienkompetenz (Schell u.a. 1999)
– die Nutzungsformen wie die Bedeutungen von Medien für Kinder
und Jugendliche. Dabei haben seine VertreterInnen maßgeblich
an der Entwicklung qualitativer Medien(rezeptions)forschung mitgewirkt
und nutzen für ihre vielfältigen, meist von Landesmedienanstalten
beauftragten Studien angemessene Methodenkombinationen (zuletzt
etwa Theunert u.a. 1992; Theunert/Schorb 1995; Theunert u.a. 1995;
Theunert/Schorb 1996; Basic u.a. 1997, Theunert/Gebel 1999; Paus-Haase/Schorb
2000).
Nach dem enormen Erfolg von Sesamstraße
wird im BR (nach Die Spielschule ab 1972 Das feuerrote
Spielmobil) und im ZDF an eigenen Programmen gearbeitet: Rappelkiste,
ab 1973 im Programm, mit jeweils einem Schwerpunktthema, dargestellt
in ruhigen, sensiblen Filmen, konzentriert sich auf das bei Sesamstraße
vermisste soziale Lernen und zielt auf eine "Entschulung der Fernsehvorschule"
ab. Denn verflogen sind bald die simplen Bestrebungen eines kognitiven
Trainings und einer bildungspolitischen Kompensation mittels Fernsehen.
Die angestrengten Evaluationsstudien zeitigen ernüchternde
Ergebnisse, nämlich geringe Lernfortschritte und kaum sozialen
Ausgleich bei den (benachteiligten) Kindern (Berghaus u.a. 1978;
Paus-Haase 1986), so dass das Kinderfernsehen wieder freier, filmischer
und erzählerischer agieren, aber auch bald wieder zusätzlicher
öffentlicher Subvention entraten muss (Erlinger 1998). Allerdings
geraten die kritischen, für Kinder Partei ergreifenden "Mutmachgeschichten"
der Rappelkiste, wenn sie Tabuthemen wie Sexualität,
Gewalt in der Familie und Ähnliches aufgreifen, unter konservative
Kritik. Entsprechend zurückhaltender fallen die Folgen der
späteren Staffeln (1975, 1976) aus. Mit Neues aus Uhlenbusch
(seit 1977), deren Episoden sich eher auf die "Innenwelt des Kindes"
und das "zwischenmenschliche Zusammenleben", zumal in ländlicher
Umgebung, konzentrieren, später noch mit Pusteblume
und Löwenzahn (seit 1981; bis heute im Kinderkanal),
die monothematisch ausgerichtet sind, moderiert von Peter Lustig,
setzt die Kinderredaktion des ZDF ihre ambitionierte, vielfach gelobte
Reihe filmischer Realitätserkundungen fort.
Bis heute ist die Sesamstraße
im Programm des NDR geblieben und wird regelmäßig ausgestrahlt.
Generationen von Kindern hat sie ihre ersten Fernseherfahrungen
machen lassen und ihnen viele Alltagsdinge behutsam vor Augen geführt.
Ihre Formen und Inhalte haben sich sehr verändert, 2001 werden
ihre 65 neuen Folgen sogar in Richtung gängiger Comedy-Formate
umgemodelt. Angeglichen haben sie sich denen der anderen dauerhaften
Erfolgsserie, nämlich von Die Sendung mit der Maus (Stötzel
1998). Die Form des Magazins eignet sich offenbar zur flexiblen
Produktion und Komposition.
3. Produktive 70er-Jahre
Retrospektiv betrachtet, lassen die Vorschulprogramme
und die einhergehenden Diskussionen um Konzepte die 70er-Jahre zu
den produktivsten und couragiertesten des Kinderfernsehens avancieren
(Schmidbauer 1987, S. 73 ff; Erlinger 2000, S. 624). Die Sendezeiten
der Kinderprogramme werden erheblich ausgedehnt und in fast allen
Sendern formelle Kinderredaktionen etabliert. Auch für die
älteren Kinder werden neue Formate erprobt: Magazine wie Plumpaquatsch
(NDR), Mischmasch (WDR), Denkste (SFB, seit 1980),
Sowieso (SWR) werden eingeführt, aber auch recht bald
wieder durch andere, mitunter noch frechere Sendungen wie Baff,
Kätschap, Szene 74 oder Zoom ersetzt.
Als Produkte der 70er-Jahre wird ihnen bald Einseitigkeit oder gar
Linkslastigkeit vorgeworfen, so dass sie oft nach wenigen Folgen
eingestellt werden.
Auch Gelder für größere Spielfilmproduktionen
werden aufgebracht: Populäre Kinderbücher werden verfilmt,
wie Christine Nöstlingers Wir pfeifen auf den Gurkenkönig
(1976) (Regie: Hark Bohm), Günter Herburgers Helmut in der
Stadt, Boy Lornsens Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt
(1972/73) oder Hark Bohms Nordsee ist Mordsee (1979). Im
Herbst 1976 gelingt der WDR-Redaktion erstmals eine hausinterne
Koproduktion mit der Abteilung Fernsehspiel: Die Ilse ist weg,
nach Nöstlingers Ilse Janda – 14, wird im Nachmittags-
wie im Abendprogramm gezeigt, wie 1977/78 Max von der Grüns
Vorstadtkrokodile (Regie: Wolfgang Becker). Auch Aufführungen
des Grips-Theaters kommen seit 1971 über den WDR regelmäßig
ins Programm.
Ebenso werden Informations- und Nachrichtensendungen
für Kinder entwickelt: Hier ist Köln beim WDR und
Durchblick beim SDR (1976 - 1979) (Mattusch 1998). In der
Tradition der Studioproduktion entwickelt der WDR seit 1973 die
Buchinszenierungen Lemmi und die Schmöker, ferner werden
Spielshows und Ratespiele mit Beteiligung von Kindern wiederholt
ausprobiert. Daneben finden sich nach wie vor etliche eingekaufte
Serien, wie etwa die japanische Zeichentrickserie Speed Racer
(seit 1971 beim SDR), eine Unterhaltungsshow eigens für Kinder,
wie Alle Kinder dieser Welt (1971/72) mit James Krüss
und Udo Jürgens, sowie Koproduktionen wie die Spielfilmserie
Pippi Langstrumpf (mit Schweden 1971/72) in den diversen,
erheblich erweiterten Kinderprogrammen (Schmidbauer 1987, S. 73;
Klein 1998).
Vom ZDF werden seit 1973 verstärkt kommerzielle
Serien vom internationalen Markt, wie Wickie, Die Biene
Maja, Heidi und Pinocchio, eingekauft, die mit
ihren umfänglichen und aggressiv vermarkteten Merchandising-Strategien
neue Dimensionen kommerzieller Kinderkultur eröffnen und die
funktionelle Vernetzung des Fernsehens mit ihr verstärken (Schmidbauer/Löhr
1985; Hickethier 1998b, S. 351). Immerhin gelingen mit Hallo
Spencer (NDR, seit 1979), einem unbotmäßigen Puppenjüngling,
und der Bär- und Tiger-Geschichte Oh, wie schön ist
Panama (WDR, 1979) auch beachtenswerte Produktionen, die fantastische
Welten ambitioniert und humorvoll ins Bild setzen.
 Dass
Kinder nun auch zum Fernsehpublikum gehören und ihre Nutzungszeiten
wie -quoten ebenso vermessen werden, zeigt sich auch daran, dass
die Gruppe der 3- bis 13-Jährigen in das damals startende Teleskopie-Verfahren
einbezogen wird, übrigens bis 1985, als das neue Verfahren
der so genannten standardisierten Fernsehforschung eingeführt
wird, nunmehr von der Gesellschaft für Konsumforschung GfK,
Nürnberg (Kübler 2000).
4. Vollprogramme für Kinder und die
kommerzielle Konkurrenz in den 80er-Jahren
In den 80er-Jahren setzen die Rundfunkanstalten
ihre vielen Kinderprogramme und eingespielten Programmusancen weitgehend
fort (Schmidbauer 1987, S. 147 ff): Das Kinderfernsehen sei zu einem
speziellen "Vollprogramm" geworden, lobt Gert K. Müntefering
(1986; Schmidbauer 1987, S. 183); andere monieren Einschränkungen
von Programmplätzen, fehlende, kaum mehr offensive Diskussionen
und verstärkte Anpassungen an das Werbeumfeld und die Wettbewerbsfähigkeit
(Hickethier 1998b, S. 466 ff): So hält die ZDF-Redaktion "Kinder
und Jugend" auch das Werberahmenprogramm entsprechend den eingespielten
Nutzungspräferenzen als für Kinder attraktiv und plädiert
für ein "kindertaugliches Familien- oder ein familientaugliches
Kinderprogramm" (Schmidbauer 1987, S. 170). Beispielsweise startet
1982 die Serie Pumuckl (Regie: Ulrich König) im BR im
Werberahmenprogramm, bis der rothaarige Kobold und sein Meister
Eder ab 1988 auf den Kinderserien-Platz am Sonntag verschoben werden.
Gleichwohl werden große (Ko-)Produktionen
wie etwa Janosch’s Traumstunde (1986- 1990 mit insgesamt
26 Folgen) von der ARD präsentiert; auch Kinofilme wie Rosie
und die große Stadt (1980, Regie: Gloria Behrens, im SDR
1983), Der Zappler (1982, Regie: Wolfram Deutschmann, im
HR 1986), Arend Aghtes Flußfahrt mit Huhn (1983, im
HR 1987) und Küken für Kairo (1985) sowie schließlich
Die unendliche Geschichte (1984, Regie: Wolfgang Petersen,
im WDR) lassen sich nur durch gemeinsame Finanzierungen realisieren.
Mit tschechischen Partnern entstehen auch wieder Märchenfilme
wie Drei Nüsse für Aschenbrödel (ursprünglich
CSSR/DDR 1973, WDR 1982) und Zeichentrick-Serien wie Der fliegende
Ferdinand (1984), Die kleine Hexe (ursprünglich
CSSR/BRD 1983, SDR 1985), als deutsch-polnische Koproduktionen Janna
(WDR 1989) und Serien mit der populären Figur Der kleine
Vampir (NDR 1986 und 1993). Das ZDF setzt mit den Bettkantengeschichten
(ab 1983), Hals über Kopf (ab 1987) und endlich mit
Achterbahn (ab 1992) seine anerkannten Formen filmischer
Narration fort.
Die
seit Anfang der 80er-Jahre beim ZDF durchgeführten Experimente
mit Kindern in Nachrichtenstudios führen 1989 zur regelmäßigen
Ausstrahlung von logo, einer 8- bis 10-minütigen Nachrichtensendung
für 9- bis 13-Jährige, zunächst mit einem unregelmäßigen,
ab 1994 mit einem festen, aber viel zu frühen Sendeplatz um
15 Uhr. Obwohl recht schnell zu einem "Aushängeschild" des
ZDF-Kinderprogramms avanciert, nicht zuletzt wegen der breiten öffentlichen
Diskussion, bleibt die Unterstützung bei der Programmplatzierung
und der Mittelausstattung von der eigenen Sendeanstalt spärlich
(Mattusch 1998, S. 291). Für 10- bis 14-Jährige greift
das in der ARD neu entwickelte Magazin Moskito aktuelle und
prekäre Themen wie "Tod", "Drogen", "Sexualität", "Ausländer"
auf und wird dafür von der Kritik gelobt (Hickethier 1998b,
S. 467). Durch langfristige Verträge gelingt es der ARD endlich
auch, deutschen Kindern Walt Disneys Cartoons, zunächst Tom
& Jerry-Filme, dann auch die Duck Tales in lang laufenden,
marktgängigen Portionen wie im Tigerenten Club und Disney-Club
anzubieten, ab 1993 im erfolgreichen Käpt’n Blaubär
Club am Sonntagmorgen (Holstein 1998). Das ZDF zeigt als kommerzielles
Pendant Die Schlümpfe, die Fraggles und den dem
Kino-E.T. nachempfundenen ALF, den drolligen Außerirdischen,
dargestellt von einer teddybärartigen Puppe (von 1988 bis Ende
1990) (Basic u.a. 1997; Erlinger 1997; von Gottberg u.a. 1997; Zentralstelle
Medien 1998).
So fällt die Bilanz für das öffentlich-rechtliche
Kinderfernsehen in den 80er-Jahren ambivalent aus: Während
sich seine offiziellen Vertreter Kontinuität und Innovation
in Vielfalt und mit hohem Niveau bescheinigen, monieren Kritiker
nachlassende Ambitionen für größere Erzählvorhaben,
fehlendes Engagement für Kinder und weitgehende Anpassung an
gefällige Standards der Fernsehproduktion. Einschneidend wirkt
sich aus, dass sich Mitte der 80er-Jahre mit der Zulassung privatrechtlicher
Fernsehkanäle die Konditionen für Programmplanung und
–nutzung grundlegend verändern und namentlich die Kinderredaktionen
der öffentlich-rechtlichen Sender zunächst keine erfolgversprechenden
Konzepte haben, um dem skrupellosen Buhlen der Privatsender auch
um die Gunst des Kinderpublikums wirksam zu begegnen, trotz der
bereits eingeleiteten Konzessionen an die Unterhaltungs- und Spaßbedürfnisse
der Kinder: Mit rasch populären Zeichentrickserien wie Li-La-Launebär
(ab 5. Februar 1988) ködert RTL (plus), mit Bim Bam Bino
der Sender Tele 5 das kindliche Publikum und besetzt den Sonntagmorgen
als neuen Sendetermin (dem die öffentlich-rechtlichen Sender
bald folgen). Nunmehr werden Kindersendungen als endlose Programmteppiche
mit einer Serie an der anderen angelegt, nur noch "unterbrochen"
von einschlägigen Werbespots.
5. Kommerz, Routine, Diversifikation,
aber wenig Innovation
Weltweit vermarktete Zeichentrickfilme und
Serien – aus Japan, Taiwan und den USA billig eingekauft – beherrschen
inzwischen die Programme für Kinder: Mit vermenschlichten Tieren,
Fantasiewesen, Superhelden und Kunstgebilden, mit Action-Tricks,
effektvollen Klischees und stereotypen Abenteuern modellieren sie
immer gleiche, aber vorgeblich attraktive Szenarios, multiplizieren
sie eingängige Muster und Massenzeichenwaren: Kimba, der
weiße Löwe, Bugs Bunny, Captain Future,
He-Man, Spiderman, Teenage Turtles, Die
Simpsons (ab 1991/92 im ZDF), Knight Rider und andere
sind jeweils meist recht kurzzeitige Hits des Kinderprogramms, bevölkern
die Spielwarenmärkte und Merchandising-Offerten, erregen immer
wieder öffentliche Besorgnisse und Ängste und verschwinden
ebenso schnell wieder, wie sie aufgetaucht sind, nachdem sie zeitweilig
Kinder gefesselt und Märkte ausgebeutet haben (Paus-Haase 1997).
Solches Fernsehen setzt jedenfalls kaum mehr
eigene programmliche Akzente, sondern firmiert – bislang immer noch
- als wirksamster Promoter für die international angelegten
Kampagnen, die sich immer weniger um kindspezifische Wirklichkeiten
und Wahrnehmungsformen kümmern, sondern vorzugsweise auf effektvolle
Resonanz, Turbulenz auf dem Bildschirm, animierte Eindrücklichkeit
und emotionale Penetranz abzielen: "Nichts wirklich Innovatives"
kann die ZDF-Vertreterin, Susanne Müller (1998a, S. 155), für
die 90er-Jahre ausmachen, wohingegen Uwe Rosenbaum (1998, S. 165)
für die ARD "nach der Krise der frühen 90er-Jahre vorsichtige
Hoffnungszeichen" sichtet. "[W]ir variieren nur und suchen nach
der bestmöglichen Form, den Zuschauer zu erreichen", beklagt
S. Müller (1998a, S. 155 ff): Dazu gehört die Ausweitung
des "Club-Konzepts" bei ARD (Tigerenten Club) und ZDF (Tabaluga
tivi), die Programmteppiche an den Wochenend-Vormittagen im
Stile von Magazinen gliedern soll. Außerdem werden diverse
programmbegleitende und kosmetische Maßnahmen wie Homepages
im Internet, z.B. die tivi-show beim ZDF, initiiert. Ständig
wechselnde Verpackungsversionen, Einsatz neuer Techniken – insbesondere
bei der Animation – entsprechend weltweiter Standards und endlich
zunehmende "Adaptationen von Formaten aus dem Erwachsenenprogramm"
werden als Publikumsköder ausprobiert.
Gleichwohl wechseln die Kinder scharenweise
zu den kommerziellen Kanälen, die auch tagsüber attraktive
Unterhaltung anbieten, nicht zuletzt indem sie die Grenzen zwischen
Programme für Erwachsene, Jugendliche und Kinder verwischen:
Die öffentlich-rechtlichen Programme – ARD, ZDF, Dritte und
3sat – verlieren erhebliche Marktanteile bei den Kindern (Müller
1998b, S. 201; Feierabend/Klingler 1999; Feierabend/Simon 2000;
2001). Dafür bürgen etwa die zahlreichen Game-Shows, Quiz-
und Unterhaltungssendungen, die Serien – Daily Soaps – am Mittag
und frühen Nachmittag (Theunert/Gebel 1999) und später
die berüchtigten Talkshows mit ihren abwegigen Themen (Paus-Haase
u.a. 1999; Göttlich u.a. 2001). Neben der bleibenden Hauptsendezeit
am Vorabend sehen Kinder zunehmend zur werktäglichen Mittagszeit
und an den frühen Vormittagen des Wochenendes fern, so dass
besonders die jüngsten Kinder, die 3- bis 5-Jährigen,
nicht nur seit 1992 täglich 10 Minuten länger sehen, sondern
alle Kinder, vornehmlich wiederum die jüngsten, verstärkt
über den ganzen Tag verteilt vor dem Fernseher sitzen. Da bei
den privatrechtlichen Sendern jede Sparte und jedes Publikumssegment
der Maxime der Ratings und des Verkaufs von Werbezeit unterworfen
ist, wechseln ständig die Programmplätze und sogar die
Kanäle, auf denen Kinder die Cartoons finden: von RTL (plus)
zu RTL 2, schließlich zu Super RTL, von Sat.1 und Tele 5 zu
Kabel 1 und ProSieben, bis sie womöglich ganz eingestellt werden
und nur noch unter dem eher verkäuflichen und vor allem intensiver
zu bewerbenden Label "Familienprogramm" auftauchen.
Am
12. Juli 1995 beginnt der kommerzielle Kinderkanal Nickelodeon
des amerikanischen Konzerns Viacom mit spektakulärem Werberummel
sein deutsches Programm; zunächst skeptisch beäugt, wird
ihm bald bescheinigt, immerhin zwischen Werbung und Merchandising
ein ambitioniertes, streckenweise sogar qualitativ hoch stehendes
Programm zu offerieren (Volkmer 1997). Doch das nur im Kabel auf
einem hinteren Platz empfangbare Programm findet weder hinreichend
Zuschauer noch Werbekunden, so dass der Konzern sein Experiment
knapp drei Jahre später, am 31. Mai 1998, abrupt einstellt.
Insgesamt – konstatiert S. Müller (1999, S. 182) – sei inzwischen
das "kommerzielle Kinderfernsehangebot in Deutschland um mehr als
die Hälfte reduziert" worden. Denn nach dem Verschwinden von
Nickelodeon habe "ProSieben [...] sein Kinderprogramm erheblich
zurückgenommen, [und] Kabel 1 hat es eingestellt."
Die Veränderungen und Verunsicherungen
mögen auch dazu motiviert haben, dass dem Aufruf der Kirchen
– über ihre medienorientierten Institutionen, nämlich
über die Zentralstelle der Deutschen Bischofskonferenz und
das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik –, eine Debatte
über "Qualitätsfernsehen für Kinder" zu beginnen
und einen "runden Tisch" dafür einzurichten, nicht nur Verbandsbeauftragte
und unabhängige Wissenschaftler, sondern auch Vertreter der
Fernsehkanäle gefolgt sind, um sich zur Formulierung von Grundsätzen
und zur Verabredung eines Arbeitsprogramms zu verabreden (Zentralstelle
u.a. 1998; Breunig 1999). Seine 1996 aufgestellten Thesen für
ein "Qualitätsfernsehen für Kinder" gelten zwar bis heute
als aktuell, dürften aber in programmlicher Hinsicht kaum eingelöst
werden (Cippitelli 2000; Rosenbaum 2000). Außerdem gründen
1996 die 13 Landesmedienanstalten, die Karl Kübel Stiftung
für Kind und Familie, das Internationale Zentralinstitut für
das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) beim Bayerischen Rundfunk
und das Institut Jugend Film Fernsehen (jetzt JFF Institut für
Medienpädagogik in Forschung und Praxis) in München den
Verein Programmberatung für Eltern, der dreimal im Jahr
den gedruckten Ratgeber Flimmo herausbringt; im Internet
gibt es Flimmo online, komplett und alle 14 Tage aktuell.
Flimmo versteht sich als Programm- und Auswahlberater für
Erwachsene, insbesondere für Eltern über Kindersendungen;
er beschreibt und beurteilt Sendungen von ARD, ZDF, des Kinderkanals,
von Sat.1, ProSieben, RTL 2, Kabel 1 und Super RTL; außerdem
informiert er über das Fernsehen allgemein, gestützt auf
Forschungsergebnisse und regelmäßige Befragungen (Best
2000).
Nach
langen Diskussionen ringen sich ARD und ZDF 1996 gemeinsam zur Einrichtung
des Kinderkanals (heute KI.KA) durch, der nicht zuletzt
als politische Ausgleichsmaßnahme an den Mitteldeutschen Rundfunk,
nach Erfurt, gegeben wird: Mit dem Slogan "Gewaltfrei, werbefrei,
frei ab drei" startet "die TV-Innovation des Jahres 1997",
so ihr ehemaliger Leiter Albert Schäfer (1998, S. 195; Müller
1998b, S. 201), am 1. Januar 1997. Doch Etats und Personal sind
äußerst knapp bemessen, der Sendeplatz auf der Tagesleiste
von Arte nicht leicht zu finden und nur für Kabel- oder
Satellitenempfang möglich (75% Verbreitung). So muss die Redaktion
in den ersten Jahren großenteils auf die fraglos üppigen
Archivbestände von ARD und ZDF zurückgreifen, was dem
Kinderkanal von der Kritik das spöttische Etikett "Programmrecycling"
einträgt (Gangloff 1997), und beim kindlichen Publikum findet
er anfangs nur bescheidenen Anklang: Nur langsam kann er seinen
Marktanteil steigern, liegt 1999 mit 11,5% bei den 3- bis 13-Jährigen
immer noch hinter Super RTL mit 18,7% und RTL mit 13,8% auf dem
dritten Platz, vor ProSieben mit 10,3%, RTL 2 mit 8,7% und Sat.1
mit 6,9%. Zwar wird diese Steigerung aus öffentlich-rechtlicher
Sicht als "Erfolg" verbucht (Feierabend/Simon 2000, S. 164; s. a.
Müller 2000, S. 214), aber schon im nächsten Jahr verändern
sich wieder die Rangplätze: Super RTL steigert 2000 seinen
Marktanteil beim kindlichen Publikum sogar auf 19,6%, auf Platz
2 folgen mit 12,8% RTL und knapp danach, mit 12,3%, RTL 2. Den vierten
Platz belegt ProSieben und erst dann, mit 9,9%, kommt der Kinderkanal
KI.KA (Feierabend/Simon 2001, S. 180).
 Außerdem
muss man sich gewärtigen, dass die privatrechtlichen Sender
– mit Ausnahme von Super RTL – wenig explizites Kinderprogramm oder
nur eingekaufte Cartoons anbieten. Kabel 1 verzichtet seit 1. April
1998 gänzlich auf ein Kinderprogramm. Aber auch bei dem gegenwärtigen
Lieblingssender Super RTL überwiegen "Trick, Comedy und Fantasy",
vorzugsweise am Wochenende. Weit dahinter folgen im Rahmen des Disney
Clubs einige Magazine und Dokumentationen für Kinder sowie
die eigenproduzierten Vampy-Spots, die Kindern auch Informationen
vermitteln sollen (Mikat 2000, S. 53). Schließlich haben sich
das Erste Programm und das ZDF mit der Etablierung des Kinderkanals
weitgehend der Ausstrahlung von Kinderprogrammen entledigt. Im März
1998 stellte das ZDF sein nachmittägliches Kinderprogramm ein
und erweiterte dafür die Programmstrecken am Wochenende, und
auch die Dritten Programme, die noch ein geringes Volumen offerieren,
verlieren bei Kindern Marktanteile. Vor allem von den Kleinen bis
neun Jahren wird der Kinderkanal bevorzugt, vermutlich weil deren
Fernsehverhalten von den Eltern noch besonders nachdrücklich
beaufsichtigt wird; eher auch von Mädchen als von Jungen (Kübler
u.a. 1998; Grüninger/Lindemann 2000). Ebenso beeinträchtigt
seine beschränkte Sendezeit, die inzwischen immerhin bis auf
19 Uhr ausgedehnt worden ist, die Resonanz. Aber um 19 Uhr, mit
dem Sandmännchen, beenden zumal die älteren Kinder
nicht ihren Fernsehtag, sondern schauen auf den kommerziellen Kanälen
bis mindestens gegen 20 Uhr die attraktiveren (Kinder-)Sendungen
(Feierabend/Simon 2000, S. 166; Feierabend/Simon 2001, S. 180 f).
Der Kinderkanal ist das erste öffentlich-rechtliche
Spartenprogramm für eine bestimmte Zielgruppe. Während
die einen die Chance eines "Vollprogramms" für Kinder loben,
kritisieren andere diese Verspartung, da sie zwangsläufig das
Publikum aufspalte, in den Familien zum getrennten Generationenfernsehen
und zur Anschaffung mehrerer Geräte führen müsse.
Gefordert werden daher wenigstens gelegentlich gemeinsame Familienprogramme
in den Hauptsendern, herausgehobene "Fernsehfilme für Kinder",
da "der Kinderkanal diese Art von traditionellem Fernsehen nicht
produzieren kann" (Müntefering 1998, S. 55). Andererseits wird
verlangt, der Kinderkanal müsse, wie in anderen Ländern
Europas auch, in den Abend hinein Kinderprogramm anbieten (Müller
1999, S. 186). Doch einen Sendeplatz haben die Programmverantwortlichen
bislang nicht bereitgestellt.
Auf rund ein Drittel seien die Eigenproduktionen
im Kinderkanal inzwischen angestiegen, einschließlich der
Zulieferungen von den Redaktionen von ARD und ZDF, so dass der Vorwurf
des puren Wiederholungssenders nicht mehr gelten könne. Gleichwohl
trage man mit der bedachten Wiederholung der bekannten Steadysellers
der Kinderkultur, vor allem von Zeichentrick-Klassikern wie Heidi,
Biene Maja, Wickie, Hanni und Nanni, populären
Kinderbuch-Verfilmungen und eingeführten Serien, den begeisterten
Nachfragen von Kindern wie Eltern sowie dem raschen Alterswechsel
des Kinderpublikums Rechnung (Müller 1998b, S. 203; Müller
2000, S. 216; Schulte-Kellinghaus 2000, S. 178 ff.).
Insbesondere neue Informationsformate, die
Kinder offensiv zur Beteiligung einladen, wie das um 16 Uhr ausgestrahlte
Magazin Aktiv Boxx, gelten als neue Kreationen, ebenso Unterhaltungsshows
wie Tabaluga tivi vom ZDF, TKKG – der Club der Detektive
mit kniffligen Rätseln und Kombinationsaufgaben oder die Wenn.
Dann. Die ...Show, in der Schulklassen mit ihrem Wissen und
ihrer Geschicklichkeit wetteifern. Auch das Markenzeichen für
Kindernachrichten logo hat täglich um 17.30 Uhr endlich
einen festen und späteren Sendeplatz erhalten und erfreut sich
offenbar wachsenden Zuspruchs der Kinder. Ins Konzept der Annäherung
an Sendeformate des Erwachsenenfernsehens passt auch, dass die ARD
für den Kinderkanal eine Soap, eine regelmäßige,
bislang 116-teilige Serie, mit jugendlichen Laiendarstellern entwickelt
hat. Ab September 1998 startet die erste Kinder-Weekly jeden Freitag,
inzwischen wird sie täglich ausgestrahlt: Schloss Einstein
spielt in einem naturwissenschaftlich ausgerichteten Internat mit
Kindern aus ganz Deutschland und soll mit den anderen einschlägig
gemachten Serien im Werberahmenprogramm der angestammten Sender
wie Neues aus dem Marienhof oder Gute Zeiten, schlechte
Zeiten konkurrieren. Auch eine Talkshow wird im Oktober 1999
vom WDR beigesteuert: Mit dem Moderator Ralph Caspers können
die in Quasselcaspers eingeladenen Gäste über "Gott
und die Welt" - will heißen: auch über heikle Themen
- reden (ebd. S. 181 f). So bescheinigt der Fernsehkritiker Tilmann
P. Gangloff (2000a) dem Programm des Kinderkanals inzwischen, dass
es sich mit jener Mischung profiliert habe und attraktiver – sogar
"mal total genial", aber auch "mal xx-beliebig" – geworden sei.
Zu
einer öffentlichen Diskussion über das Kinderfernsehen
ist es wieder gekommen, als die englische Puppenserie Teletubbies
der BBC hierzulande bekannt wird und der Kinderkanal sie ab 29.
März 1999 vormittags und abends, vor dem Sandmännchen,
an allen Wochentagen als Programm für die bislang noch nicht
berücksichtigten Kleinstkinder ab zwei Jahren ausstrahlt. Erneut
brechen um die pummeligen Kunstpuppen Tinky Winky, Dipsy,
Laa-Laa und Po mit den Monitoren in ihren Bäuchen
die bekannten Kontroversen auf: Nämlich ob Fernsehen die kognitiven,
psychischen und sprachlichen Entwicklungen von Kindern – nicht zuletzt
infolge der einfältigen Lall-Sprache der Puppen – beeinträchtige,
und eilends werden von beiden Seiten vorgeblich wissenschaftliche
Argumente des Pro und Contra aufgeboten (TelevIZIon 1999; Götz
2000; Schäfer 2000; Neuss/Koch 2001). Offensichtlich ist jedenfalls,
dass das Kinderfernsehen seine Zielgruppe soweit wie möglich
ins frühe Alter ausdehnt, zumal ihm die älteren Kinder
durch das privatrechtliche Fernsehen und durch digitale Medien zunehmend
abhanden kommen. Seit April 2001 sind auf dem Kinderkanal die Tweenies
mit ihrem Motto Los, kommt spielen zu sehen – ebenfalls eine
englische Serie, diesmal an Vorschulkinder gerichtet, von der bereits
260 Folgen für den internationalen Markt produziert sind und
die bei deutschen Kindern Marktanteile bis über 70% erreicht.
Realistisch gesehen lässt sich daher
anführen, dass das Kinderfernsehen, wie schon zu früheren
Zeiten, nunmehr noch ein Publikumssegment zur Kenntnis nimmt und
ihm Programmangebote macht – einer Zuschauergruppe, die in der Regel
in dieser Altersphase mit dem Fernsehen beginnt, aber bislang von
den Programmen vernachlässigt worden ist (Kübler u.a.
1998). Daher dürften sich solche Programmplätze künftig
etablieren und den Kindern in ihren kleineren Segmenten "ihre" Sendungen
andienen.
Dies
tun sie zunehmend in Kombination mit interaktiven, digitalen Beimedien
wie Internet und E-Mail, die inzwischen nicht nur für die Sender
(wie www.superrtl.de, www.kika.de
oder www.sat1junior.de)
dazugehören; auch jede populäre Sendereihe präsentiert
sich mit spezieller Website wie www.pokémon.de oder www.die-Maus.de
(Stampfel 2000; Wehn 2001; Rüdell 2001). Ob und wie intensiv
Kinder diese Sites zusätzlich oder ersatzweise nutzen, wird
zwar intern von den Veranstaltern – wie etwa von Super RTL - registriert,
aber verlässliche und allgemeine Daten liegen noch nicht vor
(Feil 2001; Bachmair u.a. 2001). Seit Januar 2000 hat SAT.1 eine
neue Kinderstrecke gestartet, so dass in den morgendlichen Stunden
der Wochenendtage die Kinder teilweise sieben bis acht Programme
gleichzeitig wählen können. Ab dem 1. Oktober 2000 konkurrieren
ferner auf der Plattform Family World des digitalen Pay-TV
Premiere World die Sender Fox Kids neben Junior und Disney
Channel um die Aufmerksamkeit von Kindern, zumindest in den
gut zwei Millionen Abonnenten-Haushalten (Feierabend/Simon 2001,
S. 176). Der Geschäftsführer der Fox Kids GmbH Deutschland,
Christophe Erbes, früher bei Super RTL und Nickelodeon, sieht
für sein beabsichtigtes "Qualitätsfernsehen für Kinder"
im Rahmen des Abonnementsfernsehens gute Chancen, auch wenn das
Kinderpublikum immer jünger werde und damit die erreichbare
Zielgruppe schrumpfe: "Der Vorteil ist, dass die Existenz von Kinderkanal,
Super RTL, Fox Kids und Disney Channel einen Wettbewerb von Spezialisten
zur Folge hat und uns alle zwingt, besseres Programm zu machen",
prognostiziert der Newcomer selbstbewusst (Erbes 2001, S. 8). Wie
ehedem der Kinderkanal, werben inzwischen die "3 Kanäle nur
für Kinder" mit der Versicherung "ohne Gewalt", mit "Kindersicherung"
und beruhigen: "Ich möchte, dass meine Kinder Kinder bleiben"
(Spiegel, 29. Okt. 2001, S. 44 f).
6. Kinderfernsehen in multimedialer Konturlosigkeit?
Seit
Fernsehen ausgestrahlt wird, sahen und sehen Kinder nicht nur Sendungen,
die für sie gemacht und gedacht sind: Kinderfernsehen als Rezeptionstätigkeit
und Kinderfernsehen als Programm stimmen mithin nur partiell überein
und driften mit der Verbreitung des Fernsehens, zumal mit der Vervielfältigung
von Apparaten in den Haushalten und der Ausdifferenzierung der Programme,
zunehmend auseinander, was den leidenschaftlichen Anwalt für
das Kinderfernsehen, Gert K. Müntefering, schon 1972 zu dem
unfreiwillig luziden, aber womöglich folgenreichen Bonmot veranlasste:
"Kinderfernsehen ist, wenn Kinder fernsehen" (Müntefering 1972).
Denn letztlich befreit es jeden Programm-Macher von seiner besonderen
Verantwortung für Kinder und Kinderprogramme (Kübler/Lipp
1979). Dazu ist es nicht gekommen, so dass Kinder aus einem umfangreicheren,
differenzierteren Programmangebot als je zuvor wählen können.
Großenteils hält es allerdings qualitativen und pädagogischen
Ansprüchen nicht stand, doch hinreichend inhaltliche Analysen
sind rar (Basic u.a. 1997), so dass meist nur aufgrund persönlichen
Augenscheins und gelegentlicher Kritiken geurteilt wird.
Solche Diversifikationen des Programmangebots
rühren nicht ausschließlich von der technischen Multiplizierung
der Kanäle und Anbieter an. Vielmehr signalisieren sie in der
Medienbranche auch, dass das Publikum zunehmend nach marktstrategischen
Maximen aufgeteilt und strukturiert wird, um so der stets beteiligten
Werbung präzisere, treffsicher zu bewerbende Zielgruppen zu
bieten und teure Streuverluste zu minimieren. Das Publikum wird
so segmentiert und kommerzialisiert, auch schon Kinder. Eine ökonomisch
fundierte Geschichte des Kinderfernsehens müsste diese essenzielle
Umwandlung systematischer und expliziter herausarbeiten, als es
hier geschieht: Prämissen, Ziele und Maßstäbe des
Kinderfernsehens verlagern
sich sukzessive von einer pädagogischen, auch bewahrpädagogischen
Zurückhaltung und Fürsorglichkeit zu offensiven, werbe-
und marketingorientierten Strategien zur Ausbeutung eines Teilmedienmarktes
und zur möglichst extensiven Akzeptanz und pekuniären
Effizienz. Ihnen können sich die öffentlich-rechtlichen
Programme, die nicht unmittelbar der Marktkonkurrenz unterliegen,
sich ihr aber mental unterwerfen, nur noch partiell und pauschal,
in den erklärten Programm-Ansprüchen, entziehen (Scharf
1999). Faktisch agieren sie fast so marktabhängig wie die Privatrechtlichen.
So diagnostizierten die Tutzinger Medientage im November
1999, die sich dem Thema Kinderfernsehen widmeten, eher Krise denn
Aufbruch und Perspektive für das herkömmliche Kinderfernsehen
(Schwanebeck/Cippitelli 2000): Karge Etats, sinkende Akzeptanz bei
den Kindern, unattraktive Sendeplätze, rechtliche Reglementierungen
etwa bei der Produktion mit Kindern, zu geringe Fördermittel
für den Kinderspielfilm und die ubiquitäre Übermacht
der Einschaltquoten und Werbeinteressen bei allen Programmentscheidungen
stellen sich als Hemmnisse heraus. Dabei drohen pädagogische
Maßstäbe stets ins Hintertreffen zu geraten. Lautete
früher die Nutzungsmaxime für Kinder etwa einhellig: So
wenig Fernsehen, und wenn, so qualitätsvoll wie möglich,
operieren heute alle Sender unter dem Diktat der Einschaltquoten,
Marktanteile und des Kostendrucks, so dass sich die Losung mehr
oder weniger eingestanden dahin verschiebt: So viel Fernsehen, so
kostengünstig und zugleich für die Werbung so attraktiv
wie möglich.

Unter all diesen Konditionen ist es gegenwärtig schon schwierig
und dürfte künftig fast unmöglich werden, die Geschichte
"des" Kinderfernsehens fortzuschreiben: Die Programme, die für
Kinder angeboten werden, dürften sich weiter vervielfachen.
Sie sind schon heute trotz einiger Versuche, für sie Überblicke
zu erstellen, nicht mehr zu überschauen (Baacke u.a. 1997;
Grimme 2001, S. 34); und erst recht nehmen die Programme, aber auch
die multimedialen Optionen wie im Internet zu, die Kinder tatsächlich
nutzen. Dabei verwischen die Markierungen oder werden absichtlich
unterlaufen, wie es etwa die privatrechtlichen Sender mit den Angeboten
von Familienprogrammen tun, um das Verbot von Unterbrecherwerbung
bei Kinderprogrammen zu umgehen (Aufenanger 1998). Außerdem
werden die Zielgruppen unter Kindern weiter ausdifferenziert, um
präzise und effektiv zu bewerbende Segmente für Werbung
und Warenangebote zu bekommen: Was die 2- bis 5-Jährigen sehen,
sind andere Programme und Idole als diejenigen der 6- bis 9-Jährigen,
der 10- bis 12-Jährigen und der 13- bis 15-Jährigen, um
nur beliebige Altersgruppen zu nennen (Charlton u.a. 1995; Kübler
1997; Baacke u.a. 1999). Schließlich lösen Digitalisierung
und Online-Interaktivität vollends Präsenz und Idee eines
gemeinsamen Publikums auf, da jeder – auch jedes Kind – seine Programme
sehen kann, wann er/es will, oder gar keine Programme mehr sieht,
vielmehr medial spielt, kommuniziert, malt, schreibt, musiziert,
telefoniert etc. (Feil 2001). Von der einen Stunde für Kinder
im Fernsehen mit rigid pädagogischer Fürsorglichkeit zu
multimedialen, immer auch kommerziellen Online-Portalen führen
die rund 50 Jahre Kinderfernsehen, und sie enden im kaum mehr übersichtlichen,
aber für Kinder wohl hochattraktiven, multimedialen Kaleidoskop,
das letztlich nur noch dem Markt und der Werbung gehorcht. Ob damit
das "Ende der Fantasie" besiegelt ist, dürfte für die
Individuen unwahrscheinlich sein (Balzer 2001). Aber ob sich in
den Medien Fantasien noch ungebrochen, autonom und emanzipatorisch
niederschlagen und sich in ästhetischen Formen figurieren,
daran lässt sich begründet zweifeln.
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Theunert, Helga; Gebel,
(Hrsg.): Lehrstücke fürs Leben in Fortsetzung. Serienrezeption
zwischen Kindheit und Jugend. München: Fischer1999.
Theunert, Helga u.a.:
Zwischen Vergnügen und Angst – Fernsehen im Alltag von Kindern.
Eine Untersuchung zur Wahrnehmung und Verarbeitung von Fernsehinhalten
durch Kinder aus unterschiedlichen soziokulturellen Milieus in
Hamburg. Berlin: Vistas 1992.
Theunert, Helga; Lenssen,
Margrit; Schorb Bernd: "Wir gucken besser fern als ihr!" Fernsehen
für Kinder. München: KoPäd 1995. 184 S. (Edition
TelevIZIon)
Theunert, Helga; Schorb
Bernd (Hrsg.): Begleiter der Kindheit. Zeichentrick und die Rezeption
durch Kinder. München: Fischer 1996.
Theunert, Helga; Schorb,
Bernd: "Mordsbilder": Kinder und Fernseh-Information. Eine Untersuchung
zum Umgang von Kindern mit realen Gewaltdarstellungen in Nachrichten
und Reality-TV. Berlin: Vistas 1995.
Volkmer, Ingrid: Kinderfernsehen
und die Neustrukturierung eines Programmmarktes unter Berücksichtigung
des dualen Rundfunksystems. In: Baacke, Dieter u.a. (Hrsg.): Zielgruppe
Kind. Kindliche Lebenswelten und Werbeinszenierungen, S. 238-247.
Wehn, Karin: Sammeln,
Spielen oder Selbermachen. In: Grimme, -/2001/3, S. 22-23.
Zentralstelle Medien
der Deutschen Bischofskonferenz; Gemeinschaftswerk der Evangelischen
Publizistik (Hrsg.): Debatte Kinderfernsehen. Analyse und Bewertung
von TV-Programmen für Kinder. Berlin: Vistas 1998. 298 S.
DER AUTOR |
Hans-Dieter Kübler, Dr. phil., ist
Professor an der Hochschule für angewandte Wissenschaften,
Fachbereich Bibliothek und Information, Hamburg.
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