Protesttag "Gleichstellung" in Nürnberg
Bildrechte: BR / Susanne Schmiedleitner

Für mehr Inklusion wirbt der Protesttag "Gleichstellung". In Nürnberg wurde am Samstag bei einer Aktion mehr Inklusion in der Bildung gefordert.

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Protestaktionen für mehr Inklusion und Selbstbestimmung

In vielen Städten wird am Wochenende mit zahlreichen Aktionen auf die Rechte von Menschen mit Behinderungen aufmerksam gemacht. Die Sozialverbände wollen deren Chancen auf Teilhabe und Selbstbestimmung deutlich verbessern.

Über dieses Thema berichtet: Rundschau Magazin am .

Ein Flashmob, ein Protestmarsch und Informationsstände sind nur einige Aktionen, die die Sozialverbände an diesem Wochenende anlässlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai organisieren. Dabei geht es vor allem um Barrierefreiheit und selbst bestimmtes Leben für Menschen mit Handicap in vielen Bereichen wie etwa im Bildungswesen.

Tanzen als Protest

Ein Flashmob von Menschen mit Behinderung vor der Nürnberger Lorenzkirche ist ihr ganz persönlicher Protest: Die rund 40 Tänzerinnen und Tänzer wollen damit ausdrücken, dass noch viel getan werden muss. Rund 800 Teilnehmende eines anschließenden Protestmarsches durch die Nürnberger Altstadt halten Schilder hoch, die mehr Gleichheit im Bildungswesen fordern. Die Lebenshilfe und die Träger der regionalen Behindertenarbeit haben sich für diese Aktion zusammengeschlossen.

Bundesweite Demonstrationen

Der Protesttag steht in diesem Jahr im Zeichen der UN-Behindertenrechtskonvention. Bundesweit machen öffentlichkeitswirksame Aktionen, Veranstaltungen und Demonstrationen auf die Kluft zwischen der Intention und der derzeit noch immer mangelnden Umsetzung des Menschenrechts auf Inklusion aufmerksam.

Es gibt viel zu tun

Fast 15 Jahre, nachdem die UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen von Deutschland angenommen worden war, hat die UN vergangenes Jahr zum zweiten Mal überprüft, wie weit Deutschland mit der Umsetzung der Vorgaben gekommen ist. Die Untersuchung zeigt, dass Deutschland noch immer nicht genug tut, um seinen Verpflichtungen nachzukommen. Besonders in der schulischen Bildung, der Beschäftigung in Werkstätten und der Unterbringung in großen stationären Wohneinrichtungen gibt es große Probleme. Die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung müsse hier noch mehr gestärkt werden.

Hoffnung auf Europawahl

Künftig mehr Inklusion in Deutschland könnte maßgeblich das Europäische Parlament bewirken, das am 9. Juni neu gewählt wird. Es könnte fordern, dass neue EU-Richtlinien die Mitgliedsstaaten dazu verpflichten, sich mehr für die Belange von Menschen mit Behinderung starkzumachen. So könnte das neugewählte Parlament darauf achten, dass die Verwendung der EU-Haushaltsmittel in Projekte fließen, die Inklusion fördern. Dazu müssen allerdings genügend Abgeordnete im Parlament sitzen, denen Inklusion wichtig ist. Ob das gelingt, liegt an Wahlausgang am 9. Juni und damit in der Hand der Wählenden.

Engagement bündeln

Ins Leben gerufen worden war der Protesttag 1992 auf Initiative des Vereins "Selbstbestimmtes Leben" - einer Interessenvertretung von Menschen mit Behinderung. Die Aktion Mensch hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Engagement für mehr Gleichberechtigung rund um den 5. Mai zu bündeln. Dabei gelingt es auch, immer mehr Bürgerinnen und Bürger dafür zu gewinnen, sich für die Rechte von Menschen mit Behinderung zu engagieren.

Barrierefreies Knoblauchsland

Mit verschiedenen Aktionen soll am Sonntag, 5. Mai, auf die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention aufmerksam gemacht werden. Geplant ist zum Beispiel ein sogenannter "Barrierecheck": Dabei soll in Nürnberg-Boxdorf aufgezeigt werden, wie problematisch hier immer noch Barrierefreiheit ist. Zum Tag der offenen Tür am Sonntag im Knoblauchsland gibt es dort einen Protest- und Informationsstand, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.

Forderung: Barrierefreiheit, Inklusion und selbstbestimmtes Leben

Besondere Problemfelder seien die mangelnde Inklusion an Schulen, die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung in Werkstätten sowie die Unterbringung in großen stationären Wohneinrichtungen, wie die Aktion Mensch. Gefordert werden "umfassende Barrierefreiheit, Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung sowie ihre Beteiligung an allen Entscheidungen, die das eigene Leben betreffen".

Bayerischen Fachstelle für Barrierefreiheit soll bald kommen

Anlässlich des Europäischen Aktionstags fordert auch ein breites Bündnis von Verbänden wie unter anderem der VdK Bayern, der Landesverband Bayern der Lebenshilfe, der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund e.V. LAG SELBSTHILFE Bayern e.V. und die Freie Wohlfahrtspflege Landesarbeitsgemeinschaft Bayern, unterstützt vom Behindertenbeauftragten der Staatsregierung, Holger Kiesel, die rasche Umsetzung des Koalitionsvertrags ein. In einer gemeinsamen Mitteilung heißt es: "Die erfreuliche Ankündigung im Koalitionsvertrag, Inklusion durch eine bayerische Fachstelle für Barrierefreiheit zu unterstützen, muss umfassend umgesetzt werden."

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Mehr Tempo in Sachen Gleichstellung und Inklusion fordern die Teilnehmer und Teilnehmerinnen am Europäischen Aktionstag in Nürnberg

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